Twitter nervt ja nur noch. Userfeedback? Darauf drucken die ihr Toilettenpapier! Endlich editierbare Tweets? Damit kommt Jack ja nur um die Ecke, wenn es vor einem Analystencall oder der Hauptversammlung eng wird. Neue Ideen? Das witzlose schlechte Mobil-Interface nun auch in den Browser auszurollen? Ich könnte nur noch kotzen! Es wird endlich Zeit für eine Alternative, und sie könnte „Block.One“ heißen und von Peter Thiel, bekannt aus PayPal und Palantir, kommen. Hoffentlich schnell!
Wirf keinen Blick auf das neue @Twitter … ERLEDIGT! pic.twitter.com/OYLRItPfGK
— Steve Schutzbier (@aviationsteve) 3. April 2019
An sich ist Block.One ja ein Startup, dass sich mit Kryptowährungen beschäftigt. Allerdings, und diese Info ist meiner Meinung nach zu Unrecht unter gegangen, möchten sie auf Basis ihrer Know-hows einen Frontangriff auf Twitter starten.
Das wird auch Zeit. Auch wenn es Leute gibt, die meine 233k Tweets für unfassbar bedrohlich finden und meine Timeline bereits doppelseitig in schwarz-weiß gedruckt und als Gute-Nacht-Lektüre verteilt wurde, nimmt meine Nutzung trotzdem rapide ab. Kein Wunder, es war schon seit Jahren – also mehr oder minder mit Jacks unsäglicher Rückkehr zu Twitter, nicht mehr so uninteressant wie heute, den „Kurznachrichtenwerbeblock“ zu benutzen.
Dümmste Idee: Twitter sucht mir die besten zu mir passenden Tweets raus. Völlig ohne Zusammenhang, völlig ohne Sinn und Verstand. Jack Dorsey eben – keine seiner Ideen ist gut genug für die Müllabfuhr, also noch schnell in Twitter umsetzen.
Nach viel Protest kam nun ein Button, der die Timeline auf Mobilgeräten wieder, aber nur temporär, auf „neueste Tweets zuerst“ umstellt. Na danke für so viel Großzügigkeit aus der Firmenetage.
Und dann diese witzigen Finanzzahlen: Umsatzrekorde über Umsatzrekorde, dank „sponsored tweets“ und Werbung. Ich ignoriere, da ich keinen Blocker finde, sämtliche dieser Maßnahmen – aber da wohl jedes Erscheinen auch in meiner Timeline als „pay per view“ von den Werbekunden bezahlt wird, würde mich echt die conversion rate dieser nutzlosen dummen Tweets interessieren – und ob Firmenkunden wirklich den vollen Preis zahlen oder die Zahlen, die wir immer gezeigt bekommen, nur nachverhandelte Pleiten sind.
Und sollte jetzt dieses bescheidene hässliche und noch User-feindlichere „neue Twitter“, das lediglich die mobile Ansicht in jeden Browser quält, wirklich noch, und davon ist auszugehen, ist ja auch eine dumme Jack-Idee, Realität werden – bin ich gespannt, ob Jack seinen „genialen Schachzug“ auch erst wieder „wort-“ und Tweet-reich als ersten Schritt zum bearbeitbaren Tweet rechtfertigen wird (und ja, DAS WIRD ER!).
Kurz gesagt: es wird Zeit für einen Nachfolger. Ohne Jack. Aber da mein Einwurf auch auf dem diesjährigen stock holders meeting klanglos übergangen wurde, hoffe ich mal, dass Peter Thiel und Mitinvestor Christian Angermayer und Block.One sich dieses Themas annehmen. Und zwar: schnell!
Die Grundidee ist schon mal einladend: Nutzer sollen direkt an Werbeerlösen beteiligt werden. Kapital genug sollte bei Block.One, Gerüchten zu Folge, auch vorhanden sein. Und dass sie an einem neuen StartUp feilen, ist in der Branche kein Geheimnis. Und ja, erste Resultate sollen noch dieses Jahr zu sehen sein…
Block.One müsste rechnerisch auf mindestens 700 Millionen US-Dollar sitzen, da sie 10% des insgesamt 7,4 Milliarden Dollar schweren Ausgabeprozesses des Krypto-Tokens „EOS“ sitzen. Auch ist die Firma aktuell in Hongkong beheimatet. Und in Summe sollen drei Milliarden in eine Neugründung gesteckt werden.
Ambitionierte Ziele? Nein – angeblich wurde eine erste Version bereits Finanzinvestoren präsentiert. Man hört, die Plattform sei Twitter (bewusst?) ähnlich, führt aber auch die besten Funktionen von Facebook und Instagram zusammen. Es wird spannend, welche hier gemeint sein können!
Der Clou: wer sich auf der neuen Plattform anmeldet, erhält eine bestimmte Anzahl an Tokens. Und mit jeder Aktivität, also dem klassischen Like genauso wie dem „Retweet“ oder einem Kommentar, gibt es weitere Tokens on Top!
Damit startet ein intelligenter Kreis: Je mehr User nutzen, desto mehr „Bonustokens“ sammeln sie und umso mehr wird die Plattform für Werbekunden interessant. Und umso mehr werden die frei handelbaren Tokens, auch wenn in der ersten Vorstellung nur von „trades with ad partners“ die Rede gewesen sein soll, an Wert gewinnen.
Angermayer sieht in dieser Idee die Ablöse der klassischen Aktiengesellschaft – da eine direkte Beteiligung des Nutzers und somit des Konsuments im Mittelpunkt steht. Damit wäre auch Schluss mit dem „Diebstahl“ des digitalen Fußabdrucks der Nutzer. Wenn es nach ihm geht, werden wir alle, sofern wir uns anmelden und aktiv sind, durch diese Existenz Geld verdienen. Geschätzt könnten 10 bis 100 Dollar je Nutzer und Monat verdient werden – einem Donald Trump würde man, rein rechnerisch, aber auch 1 Million Dollar je Monat zutrauen… ob das seine umfangreichen jährlichen Verluste allerdings auffangen kann, egal, das ist ein anderes Thema!
Und jetzt kommen die Untergangspropheten:
Kritische Masse muss entwickelt werden, um gegen Twitter an Relevanz zu gewinnen. Immerhin nutzen doch 134 Millionen täglich Twitter. Und da in der Kryptobranche bisher viel versprochen und auch viel gebrochen wurde, ist Misstrauen hier vielleicht gar nicht fehl am Platz?
Dass die Idee nicht völlig weltfremd ist, solltet ihr jetzt wie wild den Kopf schütteln, sieht man am Projekt steemit, bei der Nutzer bereits für EIGENEN Content mit einer virtuellen Währung bezahlt werden.
Auch gibt es den Basic Attention Token für Leute mit zu viel Zeit: hier wird man fürs Werbung gucken bezahlt.
Aber sowohl SteemIt als auch BAT sind gerade mal im dreistelligen Millionenbereich bewertet. Da hätte Block.One ganz andere Voraussetzungen.
Es bleibt nun spannend, wie schnell sich ein passabler Twitter-Konkurrent aus dem Hause Thiel etabliert – und wann die kritische Masse durchbrochen ist. Wer das nur für unüberlegte Hirngespinste hält, die jede Menge Kapital verbrennen werden, dem sei die Lektüre von Thiel’s Buch „Zero to One“ angeraten. Hier betrachtet der Autor detailliert diverse Modelle zur Firmengründung – aber aus wirtschaftlicher Sicht. Also mehr ein Wirtschaftsbuch als ein Leitfaden zum Nachbauen – aber mit vielen „Insights“, die sich sicherlich auch bei Block.One wieder finden werden. Allen voran, die Forderung, ein neues Monopol-Modell damit zu generieren. Haltet ihr für Quatsch? Thiel’s Buch enthält die Hintergründe dafür und ist echt lesenswert!
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