Financial Roundup 2020 – Ein Rückblick auf 2019 und was uns in 2020 erwartet…

…und somit herzlich willkommen zu einer weiteren Saga aus der Kategorie: Negativzinsen ist kein Wort und Banken sind nicht sicher. Und unsere Freude sind sie sowie nie gewesen, also gucken wir uns doch mal an, was im letzten Jahr auf den letzten Drücker noch so an Meldungen und berichtenswerten Dingen passiert sind und mit welchen Überraschungen wir im Jahr 2020 bereits erfreut wurden und was das Jahr noch so bringen wird… also… Man ertöne die Glocke der Wall Street bitte!

Die Börse, die Banken, die Zinsen und wir mittendrin: ein Fiasko in mehreren Akten! / Bild-Quelle: wallstreet-online.de
Die Börse, die Banken, die Zinsen und wir mittendrin: ein Fiasko in mehreren Akten! / Bild-Quelle: wallstreet-online.de

Und los geht es mit meiner neuen Lieblingsbank, die übrigens nicht nur, wie ich in einer Diskussion letzte Woche erfahren durfte, meiner Meinung nach keine Banklizenz mehr haben sollte: die N26. Laut einer Untersuchung von, und den Newsletter solltet ihr, wenn noch nicht geschehen, unbedingt abonnieren, finanz-szene.de ist N26 zwar immer noch, wenn auch mehrheitlich von ausländischen Investoren gepimpt, ein Milliarden-Fintech. Gut, die Investoren sind ja auch keine Kunden da, sonst sähe das Bild wohl anders aus – aber, und hier zu der Schattenseite: diese GmbH scheint pro Tag fast 3.000 Kunden zu verlieren! Und nein, das ist kein Blabla und ja ich gehöre ja Gott-sei-Dank auch dazu, wobei mich die Kompetenz und die Rückantwort des Kunden“service“, wie üblich, zu meiner fristlosen und außerordentlichen Kündigung und deren Bedeutung nicht weiter überrascht hat. Aber, kein Blabla ist das Stichwort, finanz-szene.de hat hier die von der GmbH gemeldeten Zahlen genauer untersucht und kommt zu dem Ergebnis: zwar hat die GmbH mitgeteilt, dass sie nun „mehr als 5 Mio. Kunden“ hat, was einer angeblich und geschätzten Kundengewinnung von 7.100 Kunden pro Tag entspricht. Aber: Stalf, also die Grinsekatze unter den von der Bafin öffentlich gerügten Instituten, spricht ja immer von 10.000 Kunden. Und ein Sprecher der GmbH hat auf Nachfrage bestätigt, dass der Widerspruch dieser beiden Zahlen, also bescheidene 10.000 Neukunden versus 7.100, sie sich aus der 5-Mio-Grenze ergeben, ein „Bruttowert“ seien. Ergo: 10.000 – 7.100 = 2.900 weniger. Täglich!

Es gab nun viele Spekulationen, eine, die auch ich, neben der Abwanderung unzufriedener oder, wie auch durch gruenderszene mehrfach berichtet, im Stich gelassener Betrugsfälle, unterstütze, ist die, dass bei bei der kostenlos-ist-eben-nicht-günstig-GmbH sehr viele inaktive Namen schlummern, die wohl ab und an gesäubert werden. Dazu kommen viele Kunden, die das ungenutzte oder auf Grund von Erfahrung betriebene Konto wieder auflösen. „Kunde“, und da ist die GmbH sehr kreativ, sind nun mal nicht wirklich klar definiert. Aber: 2.900 Leute täglich zu verlieren und wahrscheinlich auf 30-40% „Schläferkonten“, die seit der Anmeldung nur mal so ein paar Euro durchschleusen oder aus Mangel von Geldautomaten mal schnell ein paar Euro rüber schieben um um die Ecke kostenfrei abzuheben, zu sitzen, ist schon ein Schlag ins Gesicht!

Der Artikel der Finanz-Szene rechnet nun auch noch Zahlen der ING, der DKB und der Haspa vor, lest Euch die kompletten Details in der Langfassung aber mit ähnlichem Zynismus gerne dort durch!

 

And now to something completely different: die Sparkassen und Apple-Pay: Dazu gibt es diverse PodCast-Interview-Runden mit Sven Becker in seinem PodCast Sven sagt, auch ich habe mir schon ein paar Gedanken und News im Blog und PodCast zusammen gesammelt. Fakt ist: die Sparkasse will mit der GiroCard auf Apple-Pay. Und dafür muss Apple seine NFC-Schnittstelle freigeben. Der Spießrutenlauf war nun, dass Apple das nicht will, die Sparkasse aber doch, dann die Sparkasse plötzlich mit Apple-Pay ins Bett steigt und eine Ankündigung, dass es doch gehen soll kam. Aber eben nur für Kreditkarte. Und dann wacht die EU mit unserer ungewählten Truppen-SMS-Urschel auf und greift als „Lex Apple“ in den Paymarkt ein und zwingt Apple nun zur Öffnung. Man sollte Leitungswasseranschlüsse bei den örtlichen Sparkassen knarzen hören – doch nun… will die Sparkasse plötzlich nicht mehr! Also: 50 Millionen potentielle Kunden, die nun mit SPK-eigener Lösung auf Apple los legen können – bestenfalls mit der bestehenden Sparkasse-App? Alles aus?

Dabei wurde ein kleiner PR-Knallfrosch bei der Android-App „Mobiles Bezahlen“ gestartet, da man wagemutig und mündlich hinzufügte: Apple-Jünger, ihr seid die nächsten! Und auch der Start von Apple-Pay war ein Erfolg: 200.000 Kunden sollen sich innerhalb der ersten zehn Tage für den Dienst angemeldet haben. Und auch die girocard soll, so Aussagen aus der Szene, in ein paar Monaten nutzbar sein.

Aber nun steht auf der Bühne der Bankenverband, der 2018 SMS-Merkel lobbyistisch dazu gezwängt hat, Cook klar zu machen, wer und was und wie viele die Sparkassen nun so sind, der mit „Mission Accomplished!“ zufrieden grinst und für die Allgemeinheit aller, die auf Apple eigene Systeme über NFC anbieten woll(t)en sagt, dass es das Ziel sei, allen Kunden mobiles Zahlen zu ermöglichen – und zwar unabhängig vom Endgerät! WOW! Allerdings: Nachdem Apple seinerseits mit dem Lobby-Gequatsche von Sicherheit, Datenschutz (ha! Apple!) und Nutzerfreundlichkeit durch war, hat sich der Staub gelegt und heraus trat: NICHT EIN ANTRAG einer deutschen Bank, die NFC von Apple geschenkt haben wollten! Also, was macht der gewiefte Lobbyist: Themenwechsel, gleicher Feind: Solange Apple und Google Banking nicht über deren Sprachassistenten, was zumindest auf Google zutrifft und Dummschwätzer Siri raus wirft, zulassen, wolle man nun DIESE zukunftsträchtige Technik weiter entwickeln. Wie lachhaft!

Aber, und nun habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, eines muss noch gesagt werden: dieses hin und her ist eine Peinlichkeit für die Sparkassen. Auch die Nummer mit der girocard. Die Frage, die bisher wohl noch niemand gestellt hat, ist die: warum sie die Sparkassen denn so erpicht darauf, die girocard und nicht eine S-Master oder S-Visa auf Apple-Google-Pay zu bringen? Ich habe verschiedene Modelle und Ideen, Kosten und Techniken durchgerechnet, bis es mir auffiel! Es ist so einfach: da fast jeder Deutsche eine girocard, die mit einem S-Konto in Verbindung steht, in der Hosentasche hat und wir sowieso als Kartenzahlungsmuffel bekannt sind, hat die Sparkasse es total versäumt, EIGENE Kreditkarten oder in Kooperation mit den beiden Großen, auf den Markt zu werfen! Daher der Zwang, unbedingt die hauseigene girocard „online“ zu bringen, für die Massen: nur hier hat man Gebühren, und somit die Gewinne, in der Hand. Wer also in den Sparkassen den letzten David im Kampf gegen die Zahlungsabzocker Apple und Goliath-Google gesehen hat, mitnichten! Die Sparkassen haben einfach nur einen komplett neuen Markt vor etlichen Jahren und Jahrzehnten begraben, da sie darin keine Zukunft gesehen haben. Und nun? Warten wir ab… schließlich gilt es als nächstes, paydirekt abzuwickeln oder weiter künstlich am Leben zu halten.

 

Und bevor wir nun mit N26 den Roundup beenden, noch ein weiterer Januar-Pleitegeier: die DKB. Tagelang konnten Kunden weder im Netz noch über die App auf ihr Konto zugreifen. Gut, dass Banken und andere GmbHs mit technischen Schwierigkeiten kämpfen und wahlweise Daueraufträge nicht ausführen (die durch PIN-Eingabe übrigens rechtlich bindend sind und im Falle solcher Pannen auch rechtliche Folgen für GmbHs und echte Banken haben können!) oder mal für ein oder zwei Tage nicht erreichbar sind, ist der deutsche Bankenkunde ja schon gewöhnt. Aber die DKB hat hier, obwohl sie noch nicht mal was dafür konnte, den neuen Negativrekord erreicht!

Hintergrund ist, die DKB ist ein Mischmasch aus Bayrischer Landesbank und Sparkassendings. Und an sich golt der Angriff nicht mal der DKB, sondern dem Server-Dienstleister FI-TS, der an sich ja auch für die Sparkassen Dienstleistungen erbringt. Und dank dieser Angriffe und damit einhergehende Überlastung ging die DKB vom Netz. Aber, im Unterschied zu diversen Ausfällen der Familie der Commerzbank wurden bei der DKB weiterhin Daueraufträge und eingehende Überweisungen ausgeführt und nicht liegen gelassen oder zurück gebucht – was vor allem bei Gehaltszahlungen schnell ein ernstes Problem werden kann.

 

Ach ja, apropos Comdings-Family: Zum einen stemmt die Commerzbank die Übernahme, also eigentlich mehr die „Heim ins Reich“-Holung der Online-Tochter und vergrämt, auch dank seltsamer Kommunikationsmethoden, Stammkunden – wie, zum Beispiel auch mich. Viel zu viele Gerüchte, wie sich die dann eine Bank zukünftig aufstellt und welche Produkte und Service verschwinden, eingeschränkt oder kostenpflichtig werden machen die Runde. Und dann auch noch die nächste Hiobsbotschaft: kein Tagesgeld mehr bei der Comdirekt für Neukunden. Und nein, auch kein Festgeld mehr. Ja, so geht Banking heute.

 

Zum angewöhnen oder für alle interessierten, noch ein paar Rahmendaten zur N26 GmbH: Größter Investor ist, so financefwd, Ian Osborne. Kommt aus London und hat sich ein schillerndes Portfolio im Bereich Finance gebastelt. Auch wenn die GmbH, deren Gründer noch knapp 23 Prozent halten, versuchen, seinen Mehrheitsanteil von knapp 15 Prozent – über seinen Fonds Hedosophia – klein zu reden, ist er der größte Anteilseigner. Nur Peter Thiel kommt über Valar Ventures mit zwölf Prozent an Osbornes Anteil knapp heran. Das erklärt wohl auch den Marktstart in den USA.

Nach ein wenig trockenen Zahlen und Fakten, hat der Jahreswechsel die GmbH noch vier wichtige Manager gekostet: Martin Schilling (COO) und Patrick Kua (Chief Scientist und Technikchef) sind raus. Für Kua springt der aktuelle CTO mit ein, für Schilling soll der CBO, der Banking Officer übernehmen. Zusätzlich fehlt ein Chefjurist, da Robert Kilian geht, um selbst zu gründen und ein Head of Compliance, da Sven Niederheide ebenfalls das Unternehmen verlässt. Spannend an dieser Personalie ist, dass Niederheide sein Gastspiel bei der GmbH bereits nach sechs Monaten beendet.

Kua und Niederheide sind bereits raus, Schilling hält bis Ende März durch, ebenso wie Kilian. Da die GmbH lapidar allen drei Personen ausdrücklich für die herausragenden Leistungen dankt, kann man sich, das obligatorische Gründerlächeln vor Augen haltend, seine eigene Meinung hierzu bilden.
In wie weit Abgänge und Wechsel mit der im Mai 2019 erfolgten Rüge bzw. der Anordnung der Bafin zum Thema Sicherheit und Geldwäsche sowie den aufgedeckten Personalmängeln im Rahmen einer  zu tun hat, bleibt, trotz an sich dazu passender Abgänge, erst mal unserer Phantasie überlassen.

 

Wie ihr wisst, steht N26 ja nicht mehr auf der Liste meiner Favoriten, umso gespannter bin ich, wie wirecard mit seiner Bankingtochter nebst Girokonto sich so durchsetzen wird – und ob Service und Preis-Leistung hier in einem besseren Verhältnis stehen als bei manch Berliner Fintech-Startup…

 

 

 

 


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