Das letzte Mal, dass sich viele bereits verstorbene Künstler aus Film und Musik zusammengefunden hatten, um ein Produkt der Neuzeit zu bewerben, war der Diet Coke Spot mit Elton John. Das war allerdings 1991 und im Marketing ein wahrer Aufschrei, von der Umsetzung als auch der Rechtebedienung. Und nun? 2023 kommen Paul McCartney und Ringo Starr als die beiden letzten (Über-)lebenden Beatles zusammen, um mit KI die Stimme von John Lennon zu separieren und somit einer an sich aus den Siebzigern stammenden Aufnahme neues Leben einzuhauchen. Und somit das wohl wirklich letzte Album der Beatles auf den Markt zu bringen. Und mit Erscheinen in vielen Ländern auf die Chartposition eins zu kommen ist ein klaren Zeichen: richtig verwendet ist KI ein gerngesehenes Tool!
John, Paul, George, Ringo
Ich glaube nicht, dass der Bandname The Beatles irgendjemanden nichts sagt. Haben sie doch entscheidend die Musik der endenden fünfziger und vor allem der sechziger und in Teilen der siebziger Jahre geprägt. Viele der Songs wurden für die Beatles Top-Songs, die durch andere Stars bis in die heutigen Jahre erfolgreich waren, wie zum Beispiel With a Little Help from My Friends, das seit Woodstock von den Cocker-Fans auf seinen Konzerten gefeiert wurde. Für mich unvergessen sein Auftritt in Frankfurt vor gut zehn Jahren, als er sein Album Fire it up, aus dem ein wirklich geiles Live-Album produziert wurde, vorstellte.
Aber es gibt genug weitere Beispiele, die, ob nun Beatles-Hasser und Fan, bewusst oder unbewusst, mitsingen können. Yesterday, zum Beispiel, all my troubles seemed so far away. Penny Lane steht ebenfalls in dieser Reihe. Oder das oben von Joe Cocker gecoverte With a little help von my friends. Lady Madonna fällt mir hier auch spontan ein. Blackbird ebenso. Hey Jude, was für ein verkanntes Liebeslied. Und ebenso das viel gecoverte Here comes the sun.
Wer wirklich einen genialen Schnitt durch die Lieder haben will, sollte das folgende YouTube-Video der Band Walk off the Earth genießen – aber Achtung, hohes Suchtpotential!!!:
Paul und Ringo und eine KI
Die Idee, den quasi wirklich letzten Beatles Song, den John Lennon in den Siebzigern auf eine Kassette aufgenommen hat, herauszubringen, ist so alt wie sein verfrühter Tod. Allerdings, und jeder, der schon mal mit einer Kassette mehr als nur eine Aufnahme aus dem Radio mitgeschnitten hat, weiß: Klar kann man ein Stück Papier vor den Aufnahmekopf halten, um zwei Tracks ineinander zu mischen – aber Studioqualität ist nun mal anders – auch wenn es Profiequipment gibt, die aus einer gängigen Kassette Vierspurstudioqualität bringt.
Und so erging es auch der Originalaufnahme: Es fehlte schlichtweg die passende Technik zur damaligen Zeit, um alle Störgeräusche und die Hintergrundakustik, die man auch von manchen bisher veröffentlichten Demo-Tapes her kennt, zufriedenstellend herauszufiltern. Ganz zu schweigen vom Gesang und dem begleitenden Piano.
Und jetzt können wir uns alle beim Film und dem Jahr 2022 bedanken: Peter Jackson, der mit dem Dokumentarfilm über die Beatles beschäftigt war, nutze eine Software, die die einzelnen Gesangsstimmen der Bandmitglieder extrahieren konnte und so auf einzelne und „bereinigte“ Tonspuren legte.
Wie und womit genau das alles gemacht wurde, ist aktuell ein Geheimnis zwischen Jackson und den beiden verbleibenden Beatles. Für das begleitende Video, gibt es MTV überhaupt noch? bestätigte Jackson nur, dass die Plattenfirma Apple noch alte „vergessene“ Aufnahmen hatte, die hierbei herangezogen wurden.
Und, hat es sich rentiert?
Löblich, wenn auch die Verschwiegenheit bei mir mindestens ein bisschen Misstrauen weckt, dass nicht mit Computern repliziert wurde, sondern eine echte Aufnahme und echte Videos das Ganze mit Leben füllen.
Und die Geschmäcker sind ja verschieden, daher lässt sich die Frage, ob es sich rentiert hat, nur individuell beantworten: für mich… nicht!
Ich bin nun mal mehr der Get Back With a little help from your friends Blackbird A hard days night Penny Lane Yesterday We can work it out All you need it love Hello goodbye Hey Jude Here comes the sun Come together und Let it be-Typ, der auch mindestens eine George Harrison Platte hat und auch diese geil findet…!
Und wenn du jetzt neugierig geworden bist und nach so viel Prosa nochmal reinhören willst, wirf einen Blick auf YouTube ins offizielle Video oder hör dir die ganze Scheibe zum Beispiel über amazon an.
Viel Spaß, beim Schwelgen in alten Zeiten!
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