Dass mein ENYAQ die utopischen Reichweiten der phantasievollen WLTP-Tests nicht im Ansatz erreicht, hat ich weder überrascht noch an der weiteren Regelwut der sich selbst in allen Bereichen mittlerweile in Aus schießenden EU zweifeln lassen. Aber dann kam der Temperatursturz – und mein ENYAQ war immer noch mit über 500 Kilometer dabei. Und dann fielen die Temperaturen unter Null, für ein paar Tage. Und genau diese Tage stand mein Auto regungslos am Straßenrand. Über die App konnte ich mitverfolgen, wie sich die 500 Kilometer in mal kleinen, dann einem sehr großen Schritt auf 320 Kilometer verflüchtigen. Was also machen, wenn die nächste Langstrecke bevorsteht? Ich kann es euch aus verschiedenen Tests in dieser kurzen Klima-Periode und ein paar Fehlern, die ich erst praktisch bewiesen haben musste, aufzeigen!
Es geht am Nikolaustag in der Früh los
Ich hatte am Vortag an einer AC-Säule mit 11 kW auf 80 Prozent geladen. Plan war eigentlich, das komplette Auto vollzuräumen, an einen Schnelllader für die letzten 20 % zu fahren, den Nachwuchs einladen und sofort weiterfahren. Warum der ganze Aufwand? Weil mein ENYAQ keinerlei Batterie-Vorwärmung besitzt, dann könnte ich mir den ganzen Mist sparen! Aber so muss ich entweder mit einem eiskalten und somit unberechenbaren Akku leben – was mir passiert ist. Dazu gleich mehr. Oder mit einer Powerladung, also DC, den Akku manuell und zeitraubend selbst erwärmen. Habe ich auch gemacht. Später mehr!
Bei der Abfahrt habe ich wegen des quasi geladenen Akku auf weiter Maßnahmen verzichten, was die Fahrt echt spannend werden ließ!
Es begann mit einem Fußmarsch zum Umparken des Autos vor die Tür. Dann alles in Rekordzeit einladen, Kind dazu und Abfahrt. Mir ist schon aufgefallen, dass die Strecke Parkplatz – Wohnung, an sich ein Kilometer knapp, gute vier Kilometer Akku-Reichweite gekillt hat. Und ganz ohne Klima oder sonst was aktiv!
Dann direkt los. Der ENYAQ und seine Wärmepumpe haben nach wenigen Minuten die eingestellten 22 Grad gewärmt, für uns ging es auf die Autobahn. Bis zum Kreuz, was einem endlich aus Berlin herausfahren lässt, war es warm, bequem und ein paar Reichweiten aus dem Akku ärmer. Berlin, arm, aber sexy. Insider-Tipp: NEIN!
Da ich Tage zuvor bei Freshmile eine Ladekarte bekommen habe, die IONITY-Schnellladungen noch günstiger als Elli – ja, der Schnarchnasenverein, der meine Fehlabrechnung nur wegen diverser Schreiben nach vier Monaten mal rückbuchte! – machte, hatte ich mir in etwas über 200 Kilometer, nach Verlassen der Bannmeile und somit auch dem Speckgürtel der Steuergeldverschwendung durch das unsäglich-inkompetente Duo Berlin-Brandenburg, „Was der eine nicht kann, muss auch der andere durch maßlos überzogene Verträge fremd einkaufen!“, eine IONITY-Säule rausgesucht.
An sich hatte ich, wie bisher, die Navigation auf das finale Ziel in Bayern eingestellt. Knappe 600 Kilometer. Aber noch in der Hälfte von Brandenburg überschlugen sie die Ansagen, dass meine Routenplanung aufgrund eines Ladestopps geändert wurde. Ein Blick auf die Reichweite, ich fiel vom Glauben ab: keine 80 Kilometer, Reichweite knapp bei 200 Restkilometern! Und wir mussten gerade einen kleinen „Berg“ hochfahren – und ich konnte zusehen, wie die Kilometer im Sekundentakt weniger wurden. 225, 223, 220, 217… Ich verlangsamte testweise von meinen voreingestellten 120 km/h auf 110 km/h…
Auch die Navi ließ das nicht unbeeindruckt, schon wieder ein neuer Ladestopp. Schade nur, dass die Ansage bei Skoda komplett wertlos ist – solange man nicht manuell im Navi die Seitenleiste einschiebt und nun auf der Liste zu verstehen versucht, was neu oder nun anders ist als vorher.
VW und Software, der Teufel soll eure Entwickler in die Windows 98 Hölle verbannen, auf ewig!
Also, das Zwischenziel mit den IONITY-Säulen nun als „das“ Ziel ins Navi geschmissen… und zugeguckt, wie mit 110 km/h das Ziel nicht näher kommen wollte, aber die Reichweite logarithmische abnahm. Ich bin sonst nicht gestresst oder gar panisch im E-Auto, aber langsam machte sich eine gewisse Unsicherheit breit. Die ist übrigens völlig unbegründet, rechnet die Navi doch auch mit dem neuen Ziel einer Ladestation dauerhaft im Hintergrund mit, ob ich diese erreiche und falls nein, bekomme ich weitere Ladestopps vorgeschlagen. Aber trotzdem, was zum Teufel war heute bitte los?
Mit weiteren 110 km/h, die die Strecke wirklich und wahrhaftig zu einem Gräuel und in Summe fast weitere 90 Minuten draufpackte, schlichen wir weiter. Und ja, wir haben IONITY erreicht. Und das sogar mit knapp über 30 % Akku, was für eine Schnellladung schon wieder zu viel ist. Aber nun war Pause für Papa und Kind und das Auto sollte auf 100 % landen.
Zwei Erkenntnisse: Im Winter ist ein kaltes E-Auto sehr mit sich und der Zellchemie der Akkus beschäftigt – aber nur, wenn es eine aktive Beheizung hat. Die bringt Skoda mit dem Modelljahr 2024, Software-seitig lässt sich hier nichts machen. Das wird ein heftiger Wertverlust an meinem Auto, für den ich noch nicht mal was kann, nur weil der VW-Konzern keine Ahnung von E-Autos und den wirklich wichtigen Dingen, die man haben muss, hat! Danke für nix, Wolfsburg! Es ist eine wahre Freude, eure Schrottkarren fahren zu müssen! NICHT! Wenn hier Anwälte mitlesen, lasst uns doch mal über Sammelklagen reden, ich bin nicht der einzige ENYAQ-Fahrer, der hier so verarscht wird!
Und die zweite Erkenntnis: Drückt man den Akku auf 100 % voll, ist das eine gute Vorwärmung. Aber schmeißt die Freshmile-Karte weg, ich habe statt 35 Cent/kWh glatte 85 Cent bezahlt… aber es rechtzeitig bemerkt und den Ladevorgang mit ohne Freshmile erneut gestartet!
Und frei Haus, noch eine Erkenntnis: Dafür, dass IONITY auch wieder so eine Zweckehe mit Volkswagen und z. B. Mercedes, Blackrock und auch BMW oder Ford ist, habe ich noch nie so viele defekte Säulen erlebt. Säule 1 defekt, zwei besetzt, drei ist meine, vier defekt, fünf besetzt und die sechste ebenfalls defekt. Und, als hätte ich es nicht gewusst: Meine Säule war auch defekt! Irgendein Vollhonk, der hier vorher geladen hat, hat wohl eine Abfahrt ohne Abziehen des Steckers versucht und damit die PIN-Anordnung phantasievoll verschoben – kurz gesagt: Ich habe den Stecker nicht in meinen bekommen. Also, die Hotline angerufen. Noch während des Telefonats verabschiedete sich der Benz auf Säule zwei, was mich, aufgrund der ebenfalls länger werdenden Warteschlange, hektisch umparken ließ. Mein neuer Nachbar auf der drei entdeckte nach wenigen Minuten, warum ich die Säule gewechselt hatte. Ich versuchte telefonisch immer noch IONITY klarzumachen, was defekt ist und dass ich den Ladevorgang an der Säule immer noch nicht abbrechen konnte, obwohl ich nun aktiv auf Säule 2 lade… un-fass-bar! Wenn VW schon was damit zu tun kann, kann es nur Scheiße werden!
Immerhin tauchte aufgrund meines Anrufs nach guten zehn Minuten ein Techniker auf, der es dann nach Öffnen der Säule drei schaffte, meinen Ladevorgang endlich abzubrechen. Komisch, ich hätte mich wetten trauen, dass ein zweiter paralleler mit der Ladekarte gar nicht möglich ist! Bis eben VW ins Spiel der Digitalisierung reinpfuscht.
Wir waren nach Toiletten- und Eis-Pause nach gut 40 Minuten wieder unterwegs – und da war es wieder, mein ENYAQ und sein Powerakku! Gut vorgewärmt und auf Betriebstemperatur in allen Zellen des Akkus hatten wir inzwischen 500 Kilometer Reichweite, die auch nicht bei der ersten Anhöhe weggeschmolzen wurde.
Endziel ins Navi und zugesehen, dass wir kurz vor zu Hause noch einen Ladestopp brauchen. Kein Thema, in Wernberg, besser bekannt „gegenüber Conrad Elektronik“ ist eine EnBW, dann eben hier raus.
Allerdings siegte die Neugier auf der Strecke, dass wir – wie immer – zu meinem Ladepark abgebogen sind. Leider war das zugehörige Gebäude noch nicht fertig, aber so haben wir nochmal 15 Minuten Ladezeit genutzt und sind nahtlos weiter. Und schon waren wir in Bayern.
Ich bin trotzdem in Wernberg runter, aber nur, um mir bestätigten zu lassen, dass IONITY nicht überall Kacke ist. An sich haben sie es bei mir vom allerersten Ladestopp verkackt: Nach Erhalt meines ENYAQ wurde dieser immer zu Hause in Bayern in der Garage an der eigenen Ladesäule geladen. Aber ich wollte die Ladekarte und die Schnellladung testen, also fuhr ich für eine Ladung nach Wernberg. Eine Säule frei. Karte, keine Reaktion. Kabel ans Auto, keine Reaktion. Skoda Hotline: null hilfreich. Dafür mit sieben Zügen zum Erstaunen aller Anwesenden eingeparkt, nur um erstmalig und irgendwie „schon wieder“ an einer defekten Säule zu stehen. Und, das sollte man in Wernberg wissen: Die Displays sind nur zur Zierde da, am wichtigsten ist der Knopf mit dem Etikett „Ladevorgang stoppen“!
Und, was soll ich sagen: Ladekabel ans Auto, sofort wurde Plug&Charge initiiert und ohne Karte wurde mein Tarif vom Auto abgefragt und die Ladung startete problemlos. Aber manche Dinge ändern sich nie, die Displays sind immer noch Zierde und die Aufkleber über dem Knopf, der die Ladung beendet, waren immer noch da. Digitalisierung, dieses verfickte Scheißzeug!
Wie gesagt, die Pause hätte es nicht gebraucht. Aber so haben wir in kurzer Zeit und ohne den Fake-Freshmile-Beschiss einen Puffer mitgebracht, der eine Ladung erst nach ein paar Tagen in Bayern notwendig machte.
Der Vollständigkeit: Ich habe Freshmile angeschrieben und um Stellungnahme gebeten, wie 35 Cent bei IONITY zu 86 Cent werden – bis heute keine Antwort!
Was habe ich daraus gelernt?
Der ENYAQ, bzw. seine Batterien, sind launische Burschen. Die Grenze, unter der ich ab sofort „spezielle Maßnahmen“, die auch noch nicht ganz auserkoren und abschließend durchgetestet sind, ergreife, sind für mich alles unter acht Grad Plus – vor allem, wenn er wie so oft wieder tagelang ungenützt am Straßenrand sein Darsein fristet.
Vor der Abfahrt ergreife ich bei diesem Winterwetter keine vorbereitenden Maßnahmen mehr. Kein „Vorladen“ oder „Volladen“ am Vortag.
Ich lade am Abfahrtstag den Kofferraum voll, fahre zu einem Schnelllader um die Ecke und puste mindestens 60 % Strom in die Kiste. 70 wären besser, 80 ideal – aber dann stehe ich auch fast ne Stunde dank dem veralteten 400 Volt Board-Bestands-System von VW dumm rum. Aber – besser als auf der Strecke in hundert Metern acht Kilometer Reichweite dauerhaft zu verlieren!
Und wer nun faken möchte: 15 Minuten Schnellladung sind zu wenig, um die Akkus zu laden. Habe ich natürlich getestet! Auch 25 Minunten sind zu wenig.
Klar, kann ich weitere Tests machen, aber irgendwann ist die Zeit zu schade dafür – daher: zwischen 30 und 40 Prozent Restreichweite an den Schnelllader, idealerweise auf 100 % und dann so gut wie direkt losfahren – nachdem der Nachwuchs sitzt.
120 km/h, ja, meine selbstgewählte Rasergeschwindigkeit, sind dann kein Problem, es ähnelt einer Fahrt bei sommerlichen Temperaturen.
Könnte man leichter haben, aber VW hat nun mal keine Kompetenz in E-Autos, da hört sich eine zusätzliche Heizung ganz Piech-gleich wie viel unnützes Gewicht, das keiner zahlen will, an. Also, weg damit! Und bloß nicht weiter darüber nachdenken (lassen)!
Mein Fazit
Ich kann jetzt und heute noch nicht abschätzen, wieviel die Kälte im Freien den Akku schadet. Das kann ich erst im nächsten Frühjahr, bei konstanten Temperaturen – vor allem auch nachts – mit dem ODB2-Adapter auslesen.
Dank Nextmove und einer Langzeituntersuchung weiß ich nun, dass Schnellladen den Akku nicht nennenswert schadet, was für meine Art der „Wintertauglichkeit“ und dem Ladeverhalten für Langstrecken unfassbar hilft.
Machen wir uns nichts vor: Mit kaltem Akku ohne Vorwärmung und nichts, wie es im ENYAQ so ist, frisst normales fahren den sowieso schon geschmälerten Leistungsbereich des Akkus nochmals um die Hälfte. Da ich seit Auslieferung eine Wärmepumpe habe und keinen Vergleich zu ohne besitze, kann ich hierzu nichts sagen. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass die Klima, also die Heizung, im Vergleich zu der ohne-Klima-Wärmeleistung mehr oder weniger Akku saugt.
Merkt man den Winter? Ja, ganz deutlich. 540 und mehr Kilometer, die ich entspannt in sommerlichen Temperaturen ausfahren kann zu 320 Kilometer, die sich relativ schnell auf 200 Kilometer dezimieren, ist eine Hausnummer. Macht, wenn man es weiß und die Ladeplanung entsprechend durch das Auto oder zu Hause manuell geplant wird, auch nur gut 30 bis 45 Minuten mehr als im Sommer. Ja ja, ich höre euch schon – ist aber so!
Erschreckend war allerdings, dass die bayrische Garage es auch nicht geschafft hat, den Akku in einen heimlichen Bereich zurückzubringen. Somit golt für mich und dem Landkreis Regensburg: gut, dass ich einen EnBW-Schnelllader um die Ecke habe und so nicht nur schnell laden, sondern auch den Akku vorwärmen kann und somit zwar „nur“ um die 350 Kilometer Reichweite habe, diese aber ungestört ausfahren kann.
So ist meine erste Erfahrung im ersten Winter mit dem E-Auto. Mal sehen, was ich noch so alles herausfinden werde, sollten die aktuellen Temperaturen von acht bis zehn Grad, die den Akku schon wieder in normale Nutzungsgrenzen bringen, wieder an oder unter Null fallen.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
Und wenn da draußen nun ein Hyundai-Fahrer oder sonst jemand mit Vorwärmung mir berichten möchte, wie schön es sein kann, wenn auch der Akku warm ist und sich alles so fährt, als wäre es immer Hochsommer – oder du auch ein Draußenparker bist und vielleicht schon einen oder zwei Winter mehr Erfahrung hast: melde dich! Ich bin sehr gespannt auf den Erfahrungsaustausch!
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Eine Antwort auf „290 Winter-Tauglichkeit eines E-Autos, dass leider die ganze Zeit am Straßenrand stehen muss – ein persönlich-ehrlicher und erster Erfahrungsbericht“