Financial Round-up FEB2020: Wenn Dein kostenfreien Konto plötzlich Geld kostet und mehr aus der Finanzwelt im Februar

Der Februar ist ein spannender Monat – aber er zaubert einem, wenn es um den eigenen Kontostand geht, unter Umständen erst mal Tränen in die Augen. Die größte Sensation ist, dass plötzlich zwei große Direktbanken, eine davon, die seit Jahren attraktiv und mit Wachstum auf ein kostenloses Girokonto setzte, nun eine schwebende Drohnung wahr gemacht hat und Konten nur noch ab 700€ kostenfrei anbietet. Dann baut die LBB um, was sich harmlos anhört aber wohl mehr Kunden trifft, als bisher bekannt war. Und klar, das deutsche GmbH-Institut ist auch wieder mit dabei. Also: Vorhang auf zum Financial RoundUp 2020 – Teil 2…

...wenns ums Geld geht, hört die Freundschaft auf... oder das Bank-Kunde-Verhältnis...! / Bild-Quelle: Steve Schutzbier

…wenns ums Geld geht, hört die Freundschaft auf… oder das Bank-Kunde-Verhältnis…! / Bild-Quelle: Steve Schutzbier

Ich fange mal mit guten Nachrichten an:

Die EU hat eine Studie vorgelegt, in der sie die Folgen der „Intercharge Fee Regulation“, welche im Jahr 2015 EU-weit in Kraft trat, vorgestellt. Durch diese Regelungen begann auch in Deutschland das, was heute selbstverständlich scheint: endlich und fast überall problemlos mit Kredit-Karte zahlen zu können. Und ja, die Deckelung der Gebühren einheitlich auf 0,2% für Debit und 0,3% für Kreditkarten hat eine wahre Welle losgetreten und ermöglichte auch bei uns Dienste wie Google Pay oder Apple Pay. Also: ein voller Erfolg! Auch habe der Lebensmitteleinzelhandel über 70% der dadurch erreichten Einsparungen an uns Konsumenten weiter gereicht. Na, wenn das mal kein Erfolg und eine alltägliche Erleichterung für uns alle geworden ist!

Und nun zur LBB, der Landesbank Berlin-Brandenburg. Hört sich vielleicht uninteresant an und ist mittlerweile auch schon so gut wie erledigt, aber… auch wenn Euch das Thema aktuell vielleicht gar nicht interessiert, könntet ihr betroffen sein. Wenn ihr zum Beispiel eine amazon Visa oder eine ADAC-Kreditkarte habt, seid ihr Kunde der LBB. Und somit könnt bzw. konntet ihr vom 10. bis einschließlich 26. Februar Euch nicht in Euren sicheren Bereich bei der LBB einloggen, um Buchungen oder Services zu nutzen. Pünktlich in den letzten Tagen solltet ihr auf Eurem Konto eine 1-Cent-Buchung der LBB finden, die Euch mit Zugangsdaten versorgt und damit den Login ermöglicht. Allerdings, Stand 26.02., schreibt die LBB auf der Seite, dass die Anmeldung aktuell noch nicht wie versprochen möglich ist. Wenn alles fertig ist, hebt die LBB ihre internen Bereiche auf ein aktuelles Serviceniveau – wir können uns also auf erhöhte Sicherheit, temporäre Kartendeaktivierung, endlich eine Vergabe einer Wunsch-PIN, echtes elektronisches Postfach und verbesserte Umsatzübersichten freuen. Na denn, möge der Bereich und der neue Login bald funktionieren!

Da die Börsen und ihre Leitindizes aktuell gerade immer mal gerne ein bisschen durchhängen, kommt immer mal wieder die Frage auf, ob es sinnvoll ist, in ETFs investiert zu sein und zuzukaufen. Hintergrund ist, dass die Schwankungen nicht nur Schnäppchenkäufe, sondern eben auch hohe Kurse für den Einstieg fordern. Trotzdem macht es Sinn, Sparverträge stoisch weiter und regelmäßig zu besparen.
Hintergrund ist der, bei langfristigen Investitionen zu berücksichtigende Cost-Leverage-Effekt. Durch diese Durchschnittkosten nivellieren sich die Spitzen und die Täler der jeweiligen Kurse. Wichtig hierbei ist also, einen Sparplan auf einen „Standard“-ETF dauerhaft, also Minimum 10, besser 15 bis 20 Jahre, dauerhaft und regelmäßig zu besparen! Standard ist z.B. ein All-Country oder ein World-ETF, auch gängige Schwellenländer. Aber nichts mit Wechselkursen, Währungsrisiken oder Hebeln!
Dann kann nicht mehr viel schief gehen. Und wenn doch, nie vergessen: Das Geld an der Börse ist nicht weg, es hat nur jemand anderes… Humor gehört zur Anlage eben leider auch dazu!

Dibaidbadu… die Werbemelodie für die ING Diba, die das Diba bereits seit Wochen und Monaten aus dem Firmennamen streicht – oder auch nicht, kennt wohl nach enormen Marketing-Maßnahmen noch jeder. Auch lässt sich nicht verweigern, dass man vor der ING den Hut ziehen muss, auf Grund des enormen Kundenzuwachses und den stetigen Steigerung im Wachstum. Wer die Bilanz-Pressekonferenz von Anfang Februar beobachtet hat, konnte ein paar spannende Änderungen, die mittlerweile Publik und an die Kunden kommuniziert wurden, erfahren. Zum einen, dass die – noch – drittgrößte deutsche Bank Konten mit Eingang von unter 700€ im Monat nun kostenpflichtig setzt. Das zeigt ganz deutlich auf, dass die internen Kostenstrukturen und/oder das Wachstum alleine bei der ING nicht mehr für Kostendeckung ausreicht, knappe 10 Millionen Kunden hin oder her. Das die ING nun aber den selbstbestimmten Anleger durch hauseigene Beratungsleistungen zu ersetzen. Auch dürfte die ING mittlerweile ein Problem mit dem umfangreichen Einlagen ihrer Kunden haben und dazu kommen rückläufige Zinsgeschäfte, darauf lässt auch die Senkung der Zinsen auf quasi 0% im Extra-Konto vermuten. Mal sehen, ob es sich hier um eine reinigende Klärung handelt oder ob wir hier den Beginn erster Notmaßnahmen auf Grund Marktüblicher Vorgänge erleben werden. Fakt ist: die Gebühren sind die, teilweise werden die Kunden reagieren und verschwinden werden die Gebühren auch nicht mehr wieder. Bleibt also spannend.
Bleibt auch noch anzumerken, dass mein kurzes Gastspiel bei der ING auch rapide dem Ende zugeht und ich in den nächsten Wochen auch da wieder so schnell weg bin wie ich angekommen bin…

Und dann ist das noch das oberpeinliche deutsche FinTech, die GmbH mit Banklizenz, also die N26. Unter lautem Gelächter hat der Laden in der zweiten Februarwoche seinen plötzlichen Rückzug vom britischen Markt angekündigt. Und zwar… weil… unfassbar, der Brexit kommt! Ich komm aus dem Lachen nicht raus!
Am 15.04.2020 gehen also die Server in UK aus, kein halbes Jahr, nachdem die GmbH den Markteintritt durchgedrückt hat. Marktwachstum auf Teufel komm raus ist wichtig für die GmbH, nur steigende Zahlen lassen die wagen Aussagen und Versprechungen des Führungsteams und auch die unwahrscheinliche Bewertung der GmbH halbwegs realistisch erscheinen. Wenn man sich nun vorstellt, wie lange sich der völlig überraschende Brexit nun schon verhandlungstechnisch abgespielt hat und mit wie vielen Verschiebungen er dann von Johnson doch endlich umgesetzt war, kann man nur kopfschüttelnd, ob dieser sinnlosen Ausrede. Viel wahrscheinlicher ist es, dass es für N26, nennen wir es ein wenig nett, unrentabel oder gar unmöglich geworden ist, eine benötigte Bankenlizenz im Vereinigten Königreich zu bekommen. Und dann hat Konkurrent revolut noch ganz entspannt 500 Millionen Euro für weitere Expansionen eingesammelt… man muss eben wissen, wann man verloren hat – und sei die Begründung noch so dämlich! Und wer jetzt immer noch der GmbH Glauben schenken möchte, sollte sich fragen, warum der Laden dann in einem weiteren nicht-EU-Land doch erfolgreich Geschäfte macht… ja, die Schweiz…

Bleiben wir kurz bei der GmbH: auch der Launch in Lateinamerika scheint sich aktuell zum Flop zu entwickeln. Brasilien läuft nicht rund. Damit flacht die Kundenzuwachskurve wohl mittlerweile, und sei es nur auf einigen Märkten oder geplanten Neueintrittsregionen, sichtlich ab. Noch im letzten Jahr bei der letzten Finanzierungsrunde für die GmbH haben Investoren sich gegenseitig, nur um dabei sein zu können, in astronomische Höhen betrieben. Werte von 2.700 US-Dollar je Kunde waren weit weg von dem, was das Institut mit einem Kunden so in echt erwirtschaftet. Aber bisher ging der Plan auf, da die GmbH regelmäßig ihre Wachstumsziele erreichen konnte, auch dank zweistelligen Millionenausgaben für Marketing-Maßnahmen. Allerdings steht dem abflachende Wachstumsraten in Kernmärkten, wie Deutschland oder sogar auch in Frankreich gegenüber. Auch der geplante Start in den USA klappte nicht ganz so wie erwartet. Eine Verzögerung um ein Jahr, dann ein Einstieg mit Partner, der Axos Bank, an der Seite. Und auch von Seiten der Konkurrenz kommen Wachstumsraten, die die GmbH unter Druck setzen… mal sehen, wie lange ein reines Neukundengeschäft mit Expansionswahn um den Globus die Zahlen und die Investoren noch zufrieden stellen kann… erst recht, wo N26 nun mal nur für ein angeblich so cooles FinTech steht – aber was es von anderen Banken und Institutionen unterscheidet, das weiß keiner so genau, und die bisherigen Sprüche hat jeder auch schon vier Mal gehört. Gelacht, gelocht, getackert und abgelegt…

Ach, und noch ein Satz zur GmbH, die Details gibt es im Handelsblatt (mit Paywall, sorry): Mag sein, dass N26 seinen Umsatz irgendwie doch noch gesteigert bekommen hat – aber zu welchen Kosten? Klarer Fall, steigender Fehlbetrag… also, ein dickes Minus für das Institut mit Banklizenz… Und, nur zur Info: Europas größte Einhörner im FinTech-Bereich sind an Position 1 Klarna mit 5 Millairden Euro Bewertung und auch revolut, wenn auch nur mit 1,5 Milliarden Euro Bewertung… wenigstens hier sieht die GmbH noch ganz gut aus… aber manchmal kann es ja ganz schnell gehen…

Während also erste „Banken“ die Insel verlassen, suchen britische FinTechs ganz schnellen Zugang zum europäischen Markt. Und somit auch den Erhalt einer EU-Banklizenz. Schließlich stehen hier über 400 Millionen bereit, um Kunde einer neuen Bank zu werden. Vor allem steht im Fokus dieser FinTechs, namentlich in erster Linie revolut, aber auchTransferwise und Monzo. Revolut hat, nach eigenen Zahlen, über acht Millionen Kunden und bietet immer noch das Feature, über Landesgrenzen hinweg Geld umzurechnen und zu transferieren. Bemerkenswert: revolut hat keine eigene Bankenlizenz aktuell, sondern arbeiet mit einer Lizenz aus Litauen und auch Großbritanien, aber eben einer sogenannten „E-Geldlizenz“. Allerdings hat revolut, vor allem in Litauen, auch weitere Geschäfte, die mit Sicherheit zu tun haben, und könnte sich so, in Bezug auf digitale Ausweise, ein weiteres Standbein eröffnen.

So oder so, wenn man sich ansieht, was in den ersten Wochen des neuen Jahres so alles schon wieder passiert ist, bleibt es spannend, was noch so alles in diesem Jahr passieren kann. 2020 wird neue Gewinner kennen und bestehende Läden als Verlierer abstempeln. Also, mal sehen, was im März und so noch alles auf uns zu kommt… ich sage mal: es bleibt weiter spannend!


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