Schöne neue Technikwelt. Und was gerade alles so in der Mache ist und uns allen als Zukunft versprochen wird – mal mehr, mal weniger in Reichweite. Aber einer der größten Kämpfe, neben Glasfaser, 5G und den Platz 1 der weltweiten Mobilfunkhersteller tobt um das Thema selbstfahrende Autos. Hier hat Apple, wohl bestrebt, gleich ein eigenes Auto zu erfinden, den Anschluss verpasst – obwohl die hauseigene Software für seinen Algorithmus zur Erkennung kurzfristig sehr gelobt wurde. Also, was tun, wenn man doch ganz schnell ganz oben mitspielen will? Na klar, erst mal die Statistik fälschääääh, anpassen…
Benchmark ist hier aktuell immer noch die Google- bzw. Alphabet-Tochter Waymo. Hier sind, laut neuesten Zahlen, die die Firma an das California Department of Motor Vehicles berichtet hat, „nur“ alle 17.850 zurückgelegten Kilometern ein Eingreifen des Fahrers nötig. Auf Platz zwei folgt aktuell GM Cruise mit etwas unter der Hälfte von Waymo, nämlich 8.330 Kilometern.
Immerhin hat Apple, das den Trend doch, aus welchen Gründen auch immer, verschlafen hat, für sich den dritten Platz erkämpft. Und in diesem Kontext wird es jetzt „haarig“.
Die ersten vorgelegten Zahlen zeigen eindeutig, dass eine hohe Quote von menschlichen Eingriffen statt gefunden hat – was Apple nun veranlasst, die zu Grunde liegende Zählweise zu ändern. Dazu muss man wissen, dass die Apple Flotte über 50 SUVs von Lexus (wie auch Waymo) verfügt und dass diese ca. 130.000 Kilometer (Zeitraum April 2017-November 2018) zurück gelegt hatten – weit weniger als die Nummer 1, Waymo und ebenso die Nummer 2 GM.
Aber nun zu den eingereichten Zahlen: Apple hat 76.500 Disengagements berichtet. In dieser Zahl stecken alle menschlichen Eingriffe des Fahrers während der autonome Fahrmodus aktiviert ist. 130.000 Kilometer durch 76.500 Eingriffe IST GLEICH eine erzwungene Übernahme durch den Mensch alle 1.7 Kilometer!
Etwas mehr Details hat Apple noch berichtet: in „nur“ 36.000 Fällen habe sich die Software deaktiviert, was z.B. auf Grund eines Software-Fehlers oder, salopp gesagt, eines „Orientierungsfehlers“ oder fehlerhafter Rückmeldung eines Sensors passieren kann. 40.000 Mal hat aber nachweislich der Mensch eingegriffen, sei es aus eigenem Ermessen oder nach einer Vorgabe – schade, hier vermisse ich weitere Details, die leider nicht aus dem Bericht ersichtlich sind.
Auch darf man nicht vergessen zu erwähnen, dass nur einer eine ähnlich schlechte Qualität seiner Software an den Tag legt, und hier Tests bereits einen Todesfall gefordert hatten. Ja, genau: UBER.
Also, nochmal zusammen gefasst: Apple: alle 1.7 Kilometer.
GM Cruise: alle 8.330 Kilometer.
Waymo: alle 17.850 Kilometer.
Somit trennt Apple aktuell ein Faktor 10.500 vom aktuellen Platzhirsch Waymo!
Aber Apple wäre ja nicht Apple, wenn es das schon gewesen wäre! Nein, da Apple aktuell nun mal, neben UBER, die wohl wieder testen oder kurz davor stehen, wieder autonom zu fahren, ziemlich bescheiden da steht, was liegt näher, als seine eigene Zählweise der „Incidents“ zu ändern? Genau – nicht, außer die Zählweise zu ändern!
Begründung: die eigenen Zahlen würden zu häufiges Eingreifen des menschlichen Fahrers beinhalten. Daher hat Apple im Juli 2018 die Erfassung geändert und erfasse ab sofort nur noch „important disengagements“, also wirklich wichtige Deaktivierungen. Und diese müssen aber mit Sicherheit oder Verkehrsregelverletzungen einher gehen, da sie sonst ebenfalls intern nicht gewertet werden.
Ausgelegt auf die neue Apple-Auslegung hat der Konzern danach 90.000 Kilometer mit „nur“ 28 „important disengagements“ zurück gelegt – also, eine Deaktivierung alle 3.215 Kilometer. Allerdings waren zwei der 28 „Events“ jeweils ein Unfall, der durch einen anderen menschlichen Fahrer in einem anderen Fahrzeug verschuldet wurde.
Das belegt für Apple, wie sie auch ausführen, dass sie künftig nur noch diese neue Zählweise nutzen werden, da für sie die Sicherheit aller Straßennutzer das wichtigste sei.
Klar, kann man jetzt mit dem Kopf schütteln und sich fragen, ob ein Apple-Testfahrer diese Aussagen so auch unterstreichen würde. Allerdings sei, um ein rundes Bild zu geben, angemerkt, dass „disengagement“ in keiner Weise von der kalifornischen KFZ-Behörde definiert wurde. Und da Apple hier den Trend verpennt hat und erst spät und dann auch nur mit drei Fahrzeugen gestartet ist und diese massiv ausgebaut hat, ist da noch Luft drin, unabhängig von der Zählweise.
Cook selbst wird nicht müde, die Software und damit verbundene Systeme als Kerntechnik, die weit über den KFZ-Sektor hinaus reichen werde, zu benennen. Da ist eine geänderte Zählweise, die die Wagen plötzlich mehr als aus der Ausfahrt und ein paar Meter gerade ausfahren lässt, bevor der erste (vielleicht systembedingte) Abbruch der Funktionalität statt findet, schon wichtig.
Und wenn gar nichts mehr klappt, kann man die Statistik noch weiter beschönigen… schließlich wird diese Technik, WENN sie denn dann mal läuft, den Automarkt weltweit ganz schön umkrempeln…!
Ich bin mir aktuell ziemlich sicher, dass ich einem Apfel-Logo in der Mittelkonsole mein Vertrauen nicht schenken würde…
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Eine Antwort auf „Wenn du schon zu spät in einem Markt bist und mit der Konkurrenz nicht mithalten kannst, warum nicht die Auswertungsmethoden zu deinen Gunsten ändern, Apple?“