Es wird ernst, Ende September 2022 schaltet die Telekom den DE-Mail-Dienst ab – schade, wirklich schade!

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele von euch mit dem DE-Mail-Dienst gar nichts anfangen können. Und ihr seid damit nicht alleine: an sich sollten Behörden und Gerichte, Steuerberater und Einwohnermeldeämter auch über diesen Dienst erreichbar sein. Aber das hat sich in der Praxis leider nie ergeben und somit war der Vorteil, den die DE-Mail dem Nutzer bringt, nicht ersichtlich – erst recht nicht, da neben der Telekom ein Mitbewerber ein Preisschild an diesen Dienst gehängt hat. Aber schade, damit schließt die Telekom ihren sicheren und „dokumentenechten“ E-Mail-Dienst.

DE-Mail Starter / Bild-/Quelle: Deutsche Telekom
DE-Mail Starter / Bild-/Quelle: Deutsche Telekom

Auch ich brauchte einen c’t-Artikel vor, ich glaube es ist schon über zwei Jahre her, in dem 1&1 und die Telekom als die wohl letzten Anbieter von DE-Mail-Diensten verglichen wurden. An sich, und das ist ja auch im DE-Mail-Gesetz geregelt, gibt es hier kaum Unterschiede: Der jeweilige Dienst muss sichere, vertrauliche und nachweisbare Kommunikation im Internet ermöglichen. Natürlich ist das keine Idee der DE-Mail, sondern resultiert aus seinem Vorgänger, dem Projekt Bürgerportale.

Das Projekt war durchweg immer in der Kritik: sei es, dass die beworbenen Alleinstellungs-Sicherheitsmerkmale auch problemlos mit den bestehenden E-Mail-Spezifikationen, allen voraus SMIME abgebildet werden können und das System daher in den Verruf einer staatlich verordneten Zwangskommunikation innewohnte.

Ich fand die DE-Mail auch als spannenden Einsatz, wie man ganz einfach unterschiedliche Sicherheitsstufen einsetzen kann: Login per E-Mail und Passwort als unterste Ebene, über Auslesen von Ausweispapieren als oberste Stufe der Sicherheit.

In meinen praktischen Tests stellte sich mit der DE-Mail der Telekom aber sehr schnell Ernüchterung ein. Ist das System doch vom Internet losgelöst und besitzt zu diesem keinen Zugang, sind in dem DE-Verzeichnis nur angemeldete Nutzer der DE-Mail zu finden. An sich sollten das in erster Linie staatliche oder durch die Länder betriebene Adressaten sein, aber auch hier ist die Anzahl der Teilnehmer der übersichtlich. Von all den Unterlagen, die ich in den letzten Jahren vertraulich, geschützt und unter Beweis meiner Person über die DE-Mail verschicken wollte, war einzig ein Gericht in Miesbach in der Adressatenliste zu finden – und hier war die Bearbeitungszeit fast ein Quartal seitens des Empfängers. Alles andere ging dann doch als Einwurfeinschreiben über die Post auf Reisen.

Auch wurde der Service immer klein gehalten. Eine mögliche Identifikation, die DE-Ident, hat es nie über die Konzeption hinaus geschafft, war die freie Wirtschaft, die nun schon VideoIdent anbietet, im Komfort und der Geschwindigkeit, ganz von den Kosten zu schweigen, schneller.

 Auch der DE-Safe zur sicheren und dauerhaften Aufbewahrung von Dokumenten hat es, zumindest seitens der Telekom, nie in die Umsetzung geschafft.

Spannend finde ich, dass die Telekom hier einseitig kündigen kann, ist sie doch als DE-Betreiber lediglich vom deutschen Staat beliehen worden – aber so einfach kann es eben gehen, wenn ein Teil-staatliches Unternehmen von heute auf morgen in den USA im Mobilfunkgeschäft mehr Geld macht, als in manchen früheren Kernregionen. Und so kann man wohl auch ein wenig einfacher seine Beleihung rückgängig machen… schätze ich jetzt einfach mal so…

Sicherheit, by the way, ist hier nicht nur ein Werbeargument, nein, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, in Bonn akkreditiert die Anbieter entsprechend.

Somit bleibt wohl nur noch 1&1 mit ihrem kostenpflichtigen Angebot von fast 10€ je Monat und einmaligen 8 € Einrichtungsgebühr und zahlenmäßig beschränkten kostenfreien Mailversand pro Monat übrig. Mal sehen, wie sich das mit dem Ausstieg der Telekom verändert, vielleicht buche ich dort dann eine neue DE-Mail, praktisch und sicher ist sie auf jeden Fall, nur leider mit zu wenig Empfängern. Aber letzteres könnte man, solange weder Onlinezugangsgesetz (OZG) noch sonstige Digitalisierungen des Staats und der Länder auf sich warten lassen, schnell ändern – wenn man denn wöllte und grob verstehen würde, wie man es umsetzten muss.

Ich schätze mal, dass die DE-Mail keine rosige Zukunft haben wird und mit Ausstieg der Telekom kaum mehr Kunden den Weg zu 1&1 finden werden, was dem ganzen auf mittlere Sicht wohl den Gar ausmachen wird. Schade darum, alleine der Spaß, sich mit einem Ausweispapier einloggen zu können, war mir schon nerdig genug, um diesen Dienst nutzen zu wollen… neben all den anderen Vorteilen der Telekom…!

Reden wir mal Klartext:

+++ + +++: Tolle Idee, erst wenn man betrachtet, zu welcher Zeit die Idee kam. Gesetzlich festgeschrieben, vom BSI auf entsprechende Sicherheit bestätigt. Aus für Einschreiben und lange Postwege, einfach mit höchster Sicherheitsstufe einloggen und losmailen. Hat mir, die paar Mal wo ein Adressat da war, Geld und Zeit gespart.

+++ – +++: Leider durch Gesetzgebung und „weiteren Umständen“ vom Internet rechts überholen lassen und somit auch dem Endnutzer unverständlich, warum eine E-Mail so viel Geld kosten muss. Auch kaum Adressaten zu finden, die eine permanente Nutzung des Dienstes und somit seine Vorteile voll ausspielen könnten. Trotzdem: mir wird die DE-Mail fehlen!


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