Es kommt langsam Bewegung in die Zahlarten in Deutschland. Das Land, dass die girocard heute noch EC-Karte nennt, obwohl dieser Begriff seit über 10 Jahren nicht mehr „gültig“ ist. Auch steigt die Akzeptanz von Kreditkartenzahlungen rapide an – selbst bei öffentlichen Toiletten, auch wenn die Kartenleser teilweise dann nicht mitspielen. Aber heißt das auch, dass wir in Summe nur mehr vom Bargeld abrutschen, oder ist das eher eine situative Aufnahme? Und, ja: GooglePay hat endlich mal wieder einen neuen Partner bekommen – der allerdings schon seit Monaten angekündigt war.
Wer von Euch nur den neuen alten endlichen Google Pay Kandidaten haben will, muss nach unten blättern – der kommt für den Spannungsbogen ganz am Schluss… sollte ich ihn vor lauter Textideen, die jetzt kommen, nicht vergessen haben…
Jetzt geht es um des Deutschen liebsten Kind. Ja, genau. Unser Bargeld. Undenkbar die Zeiten, in denen ein Deutscher eine Kreditkarte einstecken und tatsächlich aktiv genutzt hat. Undenkbar noch bis heute, dass Kleinstbeträge unter einem Euro mit Karte bezahlt werden, obwohl dies weltweit mehr oder weniger gängiger Standard ist. Daran haben auch Google- und Apple-Pay bisher nichts oder nur wenig geändert. Immerhin habe ich meine Damen bei Aldi mittlerweile darauf getrimmt, einen neutralen Blick zu halten, wenn ich mal wieder 19 cent mit Kreditkarte zahle… kleine Schritte… jeden Tag einen mehr…!
Dazu passt auch ein Artikel der horizont von Mitte März, dass kaum ein Deutscher die mobilen neuen Zahlungsdienste von Google oder Apple wirklich nutzt. Es wird zwar installiert und eingerichtet, auch gerne ein oder zwei Mal probiert – aber dann ist Schluss mit der neuen Technikwelt. Untermauert wird diese mobil zahlende Minderheit in einer Studie des Meinungs-Instituts Civey im Auftrag des Eco-Verbandes. In diesem Kontext fordert der Verband nun die Politik und den Handel auf, mehr Engagement für neue Zahlarten an den Tag zu legen.
Was natürlich schwierig ist, wenn 48,2% der Befragten immer noch Sicherheitsbedenken äußern. Kein Wunder also, dass sich die an sich komplett nutzlosen RFID-blockierenden Hüllen für Karten aller Art in den letzten Monaten so rauschend gut verkauft haben…
Kleiner kostenloser Tipp für Euch: wenn ihr ZWEI normale Kontaktlos-Karten direkt aufeinander legt, ist das ein kostenloser Blocker, der technisch kaum realisierbare Abbuchungen an Eure Gesäßtasche wirksam und kostenlos verhindert!
Auch hat Apple, wenn es nicht breit durch die Medien getragen wurde, schon erste Händler verloren, die Apple Pay ONLINE aus der Liste der Zahlungsmethoden wieder ausgelistet haben, weil die Nutzung schlichtweg bei Null liegt.
Aber, in zuvor erwähnter Studie, geben 20,9 Prozent an, weiterhin am liebsten in bar zu zahlen. So, digitale Zahlwege und Kartenanbieter, da habt ihr! Deutschland ist ein Markt, den es zu knacken gilt… oder auch nicht… weil…
…da zum Beispiel ein Artikel von Anfang Mai aus dem Handelsblatt (eventuell mit Paywall beim Zugriff!) eine ganz andere Stimmung zeigt: Rückblickend auf das Jahr 2018 habe im deutschen Einzelhandel die Kartenzahlung das Bargeld überholt. Nun ist es soweit: nicht nur weltweit ist Kartenzahlung beliebter als Bargeld, nein, auch in Deutschland ist es soweit: auch wir zücken, dank neuen und komfortableren Techniken wie „kontaktlos“ öfter die Karte über die Lesegeräte, als wir „Moment, Fräulein, ich hab’s passend!“ die Münzen aus dem Geldbeutel gekratzt haben.
In Supermärkten macht sich der Rückgang schon seit Jahren bekannt, schreibt das Handelsblatt, aber in 2018 wäre der Anteil unter 50% gerutscht, auf 48,3%. Kartenzahlungen stiegen in diesem Zeitraum ganz knapp am Bargeld vorbei, mit einer Nutzung von 48,6 Prozent. Die fehlenden 3,x% sind Rechnung oder Gutscheine, wen es interessiert – wobei 3 Prozent von 274 Milliarden Umsatz auch entspannte 8.220.000.000 Euro sind…!
Damit steigt nun auch der Druck auf den Handel, mehr als nur „ec-Karte“, die es seit über einem Jahrzehnt schon nicht mehr gibt und nun allgemein „girocard“ heißt, zu akzeptieren. Somit kommen auch in Deutschland exotische Karten wie zum Beispiel die AmEx, American Express, plötzlich auf vielen Zahlungsterminals zum Einsatz.
Auch kleine Händler um die Ecke müssen sich dieser Herausforderung stellen und bieten Kartenzahlungen an. Hier ist aber mit Mindestbeträgen, ab denen Karte akzeptiert wird, aktuell noch zu rechnen. Warum? Weil die Händler diese Terminals leasen oder mieten müssen und das zu schlechteren Konditionen als große Handelsketten. Aber immerhin, auch hier ist ein Umdenken und Bewegung im Markt, welche in Zukunft flächendeckende Kartenzahlungen endlich auch in Deutschland möglichen machen könnte. Wird ja auch Zeit, kann ich dazu nur sagen!
Danken für diese Entwicklung können wir übrigens der EU: dank verordneter Gebührensenkungen entwickelte sich die girocard in den letzten Jahren mit Steigerungsraten in der Nutzung von fast vier auf knapp über 30 Prozent zum absoluten Favoriten der Händler. Ein kleiner Anstoß und ein wenig Geduld, schon entsteht eine realistische Wettbewerbsfähigkeit, die sich dann in kürzester Zeit zu solchen Wachstumsraten entwickeln kann.
Auf der anderen Seite sei auch nicht verschwiegen, dass viele Händler sich durch die höhere Nutzung durch Karten Unsummen an früheren Geldtransport- und Einlagerungs-Dienste sparen können. Dies, und der Anreiz, das Kunden vermehrt diese Services anfragen, führt zu einem weiteren Ausbau der dafür benötigten Infrastruktur. Laut Handelsblatt planen 44,8 Prozent der Händler weitere Investitionen in Payment-Methoden.
Nicht verschweigen sollte man aber in diesem Kontext auch die andere Seite: Bargeldzahlungen stellen einen anonymen Weg des Konsums da. Man kann sie nicht unterbinden oder temporär einschränken – wenn ich einen Schein in der Hand habe, kann man mir Wechselgeld geben, Transaktion abgeschlossen. Und damit ist einfach eine gewisse Freiheit verbunden, weshalb ich jeden verstehen kann, der sich diese Freiheit auch nicht nehmen lassen will. Gerne wird hier auf China und den mittlerweile für jeden Bürger geführten „social score“ verwiesen: durch eine Bargeld-lose Gesellschaft können Verstöße digital durch eine temporäre „Unverfügbarkeit“ von digitalen Zahlungsmethoden erzieherisch eingesetzt werden. Dieser von mir nett formulierte Satz heißt nichts anderes, als dass die Regierung dir deine Karte beim nächsten Einkauf sperren kann, weil du falsch geparkt hast. Und schlagartig wird uns der Vorteil von Bargeld bewusst… wenn es dann noch da ist.
Eine Abschaffung des Bargelds sehe ich, speziell in Deutschland, noch nicht kommen. Klar, Kartenzahlungen, erst recht durch die neuen bequemen und ohne Mindestbetrag versehenen Methoden haben Charme und verleiten zur Kartenzahlung… aber des Deutschen liebsten Kinds wird noch lange bleiben! Bester Beweis? Die Milliarden an D-Mark-Scheinen und Münzen, die immer noch im Umlauf sind und nie auf Euro umgetauscht wurden… zum Beispiel…
Aber schön, dass im Handel nun jeder kann, wie er mag!
Ach ja, und jetzt noch zu Google Pay:
Wer es noch nicht gemerkt hat oder als Kunde den Newsletter bekommen hat, möge hiermit zur Kenntnis nehmen: die DKB, eine 100 prozentige Tochter der BayernLB, deren Eigentümer der bayerischen Sparkassenverband und der Freistaat Bayern sind, hat seine Bekanntgabe aus letzen Jahr zum 07.05.2019 endlich wahr gemacht: die kostenfreie VISA-Karte von DKB-Kunden kann ab sofort in GooglePay als Zahlungsmittel eingerichtet und für kontaktlose Handy-Zahlungen verwendet werden.
Nicht wirklich die Neuigkeit des Jahrhunderts, hat sich der Start per Gerücht zuletzte auf den 01.04. manifestiert, was sich dann doch als April-Scherz heraus gestellt hat. Auch war die Pressestelle auf meine Anfrage im März, vor der ersten Aufnahme des PodCasts mit Sven, noch nicht in der Lage, mir ein Datum oder auch nur annähernd einen Zeitraum zu nennen, ab wann es los geht. Gut, nun wissen wir es. Die DKB ist nun endlich dabei! Wäre diese Termin-Katze nun auch endlich aus dem Sack – schließlich hatten wir alle auf den Termin gewartet, die DKB selbst hatte bereits letztes Jahr dieses Schritt angekündigt… was lange währt, wird endlich… GPay-kontaktlos!
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Eine Antwort auf „Bargeldlose Zahlungen vs. Bargeld… es scheint in Deutschland langsam aber sicher ein Umdenken statt zu finden. Und: endlich ein alter neuer GooglePay Partner!“