…und jetzt ein kleiner Brüller: wenn Microsoft vor unsicherer Software warnt und den Eigentümer „nicht kennt“!

Ich werf‘ mich weg. Und das dank Microsoft! Hat das Unternehmen doch nicht eine Liste veröffentlicht, mit der die Mitarbeiter informiert werden, welche Software sie künftig nicht mehr einsetzen „sollten“. Da die gelisteten Namen den Schutz der Unternehmensdaten nicht gewährleisten können. Klar, dass sich hier in erster Linie direkte Konkurrenten zu Microsoft finden – das würden wir alle so machen. Aber eine Produktnennung lässt einen stutzen – dann nach dem Eigentümer googlen – und dann lauthaus los lachen!

Microsoft - Logo auf Bildschirm bei Microsoft München - Bild-Quelle: privat
Microsoft – Logo auf Bildschirm bei Microsoft München – Bild-Quelle: privat

Industriespionage. Social Engineering. Hacking. Wanzen. Gezielte Abhöraktionen.

Das alles ist meiner Meinung nach EXTREM überbewertet! Viele Manager teilen Insider-Infos ganz freiwillig! Und dank geschwelltem Hahnenkamm auch noch lautstark und weiträumig!

Ich habe mal mit geschrieben und mit einem Betroffenen nach seinem Handytelefonat über die Internas gesprochen, die die komplette Abflughalle nun weiß. Nach anfänglichem, nennen wir es zivil,  „sehr negativem Feedback“ wurde es schnell ruhig und gesittet. Wahrscheinlich deshalb, da er den Namen seines Chefs und des Geschäftsführers genannt hatte und ein Name in Google sofort das Unternehmen auswarf. Genauso wie die genannten Geschäftspartner und deren Namen.

Das ist nichts einmaliges. Es kommen auch immer mal wieder Tweets aus Bahn und Flughafenzubringer, in denen lautstarke „ich-bin-hier-der-Boss“-Telefonate wiedergegeben werden – mit Namen, Projekten und Euro-Summen. Sorry Leute, ganz legal!

Warum also noch Industrie-Spionage. Einfach Leute mit einem neun-Euro-Ticket an die Airport-Counter, in Airportbusse oder in die Bahn setzen und mitschreiben lassen!

Aber einfacher ist es natürlich, innerhalb des Firmenzauns hier für klare Regelungen zu sorgen. Dies hat sich auch Microsoft gedacht und den Mitarbeitern eine Liste von Produkten und Namen zur Verfügung gestellt, die in die Kategorie „verboten“ oder „wir raten ab“ geteilt war.

Das liest sich wie das Who-is-Who der Konkurrenten: Google Drive natürlich, da Microsoft selbst OneDrive im Angebot hat. Google Docs, Sheets und Slides, wofür ist Microsoft der größte Hersteller von Office-Software. Und, nicht zu vergessen: amazon! Keine AWS-Nutzung, auch hier bietet Microsoft wahlweise Cortana oder eben OneDrive.

Dass auch Slack auf dieser Liste steht ist klar, versucht Microsoft doch verzweifelt, sein Tool „Teams“ in den Markt zu drücken – was bisher nur mit wenig Erfolg gekrönt ist. GeekWire zitiert hier in Auszügen aus dem internen Schreiben, dass an alle MS-ler verschickt wurde:

Slack Free, Slack Standard and Slack Plus versions do not provide required controls to properly protect Microsoft Intellectual Property (IP). Existing users of these solutions should migrate chat history and files related to Microsoft business to Microsoft Teams, which offers the same features and integrated Office 365 apps, calling and meeting functionality. Learn more about the additional features that Teams can provide your workgroup. Slack Enterprise Grid version complies with Microsoft security requirements; however, we encourage use of Microsoft Teams rather than a competitive software.

Wie gesagt, dass das Unternehmen versucht, sich und seine IP, sein geistiges Eigentum, vor Fremdzugriffen und langen Patentklagen zu schützen, spricht für sich. Dass aber, wie im letzten Satz, klar ausgedrückt wird, dass die Slack Enterprise Grid Version „kompatibel“ zu den internen Anforderungen ist, man aber erwartet, dass das eigene Tool Fremdtools vorgezogen wird, spricht eine eindeutige Sprache, was die komplette Liste eigentlich bewirken soll.

Allerdings ist Microsoft hier ein peinlicher Fehler passiert… man sollte die intere Kommunikation wohl nochmals überdenken: auf der Liste der Produkte, von denen freundlich abgeraten wird, ist auch GitHub gerutscht… was aus zwei Gründen wirklich lustig ist – und ich merke schon, ihr könnt Euch kaum noch halten:

  1. Die Plattform GitHub IST dafür gedacht, Projekte, Code und Repositories hochzuladen und gerne mal der ganzen teilnehmenden Community zur Diskussion, Weiterentwicklung oder Fehlersuche anzubieten. Auch die Versionskontrolle ist ein sehr beliebtes Feature. Das sind keine versteckte Infos, das findet man problemlos bei der Anmeldung oder auf der kompletten Seite (immer mal wieder) zu lesen! Es ist zu unterstellen, dass ein Programmierer mit der Absicht, hier anmelden und Sachen hochladen zu wollen, das versteht…
  2. Die Eigentümer-Frage. GitHub ist nur noch GitHub dem Namen nach, da… vor knapp einem Jahr für 7,5 Milliarden Dollar MICROSOFT GitHub übernommen hat. Soll es das jetzt schon gewesen sein, mit der open-source-Unterstützung von Microsoft? Nicht wirklich: MS möchte verhindern, dass die Cloud-Version für hoch geheime Informationen, Codes oder Spezifikationen genutzt wird. In Ordnung sind allerdings die vor Ort, also lokal, installierten und betriebenen Versionen.

Ja… wer es nun nicht witzig fand oder schon fertig ist mit lachen und sich vielleicht gerade über Microsoft aufregen will, sollte bedenken: wenn nun alle Microjaner freundlich gezwungen werden, ihre eigenen Produkte wie Teams und allem voran auch Office zu nutzen – besteht für uns Endanwender ENDLICH die Chance, fehlerfreie und sinnvolle Software zu bekommen, mit zeitnahen Verbesserungen und Bug-Fixes. Schließlich müssen sie jetzt alle die hausinternen Produkte verwenden und können, wenn Abstürze die Weiterarbeit verhindern, nicht einfach wieder auf Google ausweichen!

Vielleicht eine Maßnahme, die auch bei anderen Software-Firmen mal dringend ratsam wäre…!

 

Und bei Euch so. Noch Tränen in den Augen oder noch nicht mal ein kühles Schulterzucken für Microsoft und seine „Empfehlungen“ an die Mitarbeiter übrig? Spricht hier ein Apple-Nutzer oder jemand, der die Workarounds kennt, um absturzfrei mit Microsoft-Software zu arbeiten?

Lasst es mich wissen – gerne per Kommentar unter meinem Blog oder email. Ich bin sehr gespannt, wie ihr solche Maßnahmen aufnehmen würdet!

 

 

 

 


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