Die Chance, dass du auch ein amazon-Kunde bist, während du schmunzelnd diese Zeile liest, dürfte bei ungefähr 80 % liegen. Die Chance, dass du eine amazon Visa in der Tasche hast, dürfte wohl um einiges niedriger sein. Ich bin Kreditkarteninhaber der ersten Stunde und deshalb kann ich verstehen, wieso amazon hier ein Ende setzt. Auch wenn es wohl eher um Kosten statt Zufriedenheitsstatistiken gehen wird. Für mich ist es ein tränendes und ein sehr lachendes Auge, hoffe ich doch, dass der Nachfolger nicht von einem altbackenen Institut herausgebracht, sondern ein wenig digitaler wird – ohne von dem komischen N26-Dings zu kommen. Dann würde ich einfach nur verzichten. Aber bevor ich wieder meine Glaskugel einheizen muss, bleiben wir doch beim Rückblick und warum es meiner Meinung nach kein Verlust ist, die LBB, die jetzt unter ihrem Sparkasse-Dach die Karte zu unverschämten Konditionen weiterführen möchte, loszubekommen.
Ich bin jemand, der seit Jahr und Tag nicht ohne zwei Kreditkarten in der Hosentasche vor die Tür geht. Das hat sich auch nicht geändert, als die LBB zusammen mit amazon die Visa als Karte aufgelegt hat. Hier konnte man als Prime-Kunde wenig falsch machen: Bei amazon hinterlegen und als bevorzugtes Zahlungsmittel einstellen. Schon gab es auf Bestellungen bei Versandriesen Punkte, die wiederum als Geldmittel bei künftigen Bestellungen eingelöst worden konnten.
Ich schätze mal, dass amazon die LBB wegen der Größe ausgesucht hat. Wegen der Digitalisierung wohl eher nicht. Als alter Lästerbolzen über katastrophalen Service und fehlendem Bankenwissen von dem von der BaFin überwachten N26-Dings mit dem Nutten, Koks und unliebsame Kunden AGB-Paragraph binnen drei Monaten von der Plattform gekündigt, habe ich bei Revolut und Trade Republic Digitalisierung in der Bankenwelt erlebt. Und davon war die LBB bis zum Schluss meilenweit entfernt.
Auch wenn die App eine große Hilfe war, meist musste aus der App heraus eine Nachricht oder gar ein Telefonat initiiert werden.
Unvergessen, dass im Gespräch mit einem Mitarbeiter, weil meine Visa nicht mehr gehen wollte, selbige mir live und in Farbe auch zur Verwunderung des LBB-Mitarbeiters gesperrt wurde. Und dass ich die dann verschickte Ersatzkarte ebenfalls gesperrt erhielt und wir somit innerhalb weniger Tage zwei Karten an mich schicken ließen. Die Schufa wusste schon gar nicht mehr, wie sie mit meinem Scoring umgehen sollten.
Auch waren die Konditionen, vor allem, wenn man nicht sofort den Teilzahlungsservice deaktiviert hatte, mehr als marktunüblich. Anders gesprochen: schweineteuer. Ich habe daher auch sofort Auslandszahlungen gesperrt. Somit war die Karte für ihr Einsatzgebiet wirklich kostenfrei.
Auch dauerte es bei der LBB fast so lange, wie ländliche Sparkassen gebraucht haben, um ihre Karten bei Google Pay bereitzustellen. Und leider auch nicht fehlerfrei. Sporadisch, sei es Aldi oder mittlerweile auch schon bei dm, muss ich die Karte erneut auflegen, um zahlen zu können. Allerdings nicht sofort, mitunter auch nur durch beherztes Eingreifen des Kassebedienenden. Komisch, bei Lidl ist mir das noch nie passiert – und es passiert auch immer nur mit der LBB Visa. Kurz gesagt, in diesen Momenten steht man für die gesamte Schlange hinter einem da, wie der größte Technik-Depp.
Aber wir hatten auch unsere guten Momente: Die vielen Karten, die ich tauschen musste, weil sie sich auf mysteriöse Weise, auch meist abweichend von den Einträgen in der App, selbst gesperrt hatten, dass auch die LBB nichts machen konnte – sie kamen trotz Berlin und den hohen Quoten an verschwindenden Postsendungen spätestens nach drei Werktagen bei mir ein. Da kenne ich Startups und namhafte Banken, die das nicht schaffen!
Auch habe ich mir das eine oder andere Cashback auf die amazon Visa geholt, was in dem jeweiligen Monat erfahrungsgemäß bis zur Maximalgrenze meine Abrechnung minimierte. Apropos Abrechnung: Es war immer ein GRAUS, die Sparabos mit den Buchungen auf der Abrechnung zusammenzuführen. Auch hier bin ich von anderen Karten und auch früheren Karten wirklich besseres gewohnt. Pro-Tipp: Manuelle Suche nach Betrag in der Bestellhistorie oder, wenn gar nichts hilft, Mail an amazon Support.
Genereller Tipp: Eine Kündigung einer Kreditkarte seitens des Anbieters, wie in meinem Fall, führt zu einem negativen Schufa-Eintrag. Schreibt daher der LBB formlos, dass ihr die Karte zum 28. oder 29.09.2023 kündigen wollt und bittet um Bestätigung – schon seid ihr derjenige, der gekündigt hat, was die Schufa nicht die Bohne stört! Aber Achtung: Die Karte wird um Mitternacht eures Wunschdatums gesperrt und kann nicht wieder hergestellt werden!
Ich bin gespannt, mit wem was für ein potenter Nachfolger in Deutschland von amazon folgt. Für die Business Kunden gibt es seit geraumer Zeit schon eine AmEx, mal sehen, ob das ein Zeichen ist oder ob man für den Privatmann ein neues Modell auf den Markt bringen wird. Und wann! Das ist schließlich der Gradmesser für uns alle, wie ernst es amazon hier ist, wieder eine Karte für uns alle zu haben. Schön wäre natürlich, parallel zu Apple, eine ganz eigene Karte, die nun auch wirklich digital und entsprechend steuerbar per App ist. Aber die wird es in Deutschland und mit unseren Regularien niemals schnell noch überhaupt gehen, also ist hier wieder ein Partner gefragt… warten wir es ab!
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