Schnapp dir dein Handy, solange es kein Apple ist. Und geh in deine SMS-App, auf dem Google Pixel in die „Messages“-App. Dort, über das Profilbild von dir oben rechts in die in die „Messages-Einstellungen, vorletzter Punkt und im dann erscheinenden Menü auf den obersten, quasi ersten Menüpunkt, RCS-Chats. Auf Googles Telefonen ist die Einstellung standardmäßig auf „Status: Verbunden“ und du kannst den Nachfolger der SMS sofort und kostenfrei nutzen. Warum ich solch ein Fass aufmache? Da Google gerade viel in RCS und die Messages-App investiert. Und sie so mehr und mehr an Funktionen gewinnt, die eine Nutzung eines anderen Messenger-Dienstes, wie WhatsApp überflüssig, könnte! Wieso? Ganz trivial!
RCS, WTF?
Also, der Reihe nach. RCS steht für Rich Communication Services und soll auf absehbare Zeit die SMS und MMS abschaffen. Und schon heute, auf den Mobiltelefonen, die bereits RCS ab Werk installiert haben, kann ich jedem nur empfehlen: anlassen und nutzen.
Und falls es bei dir nicht aktiviert ist, unbedingt aktivieren!
Rich Communication läuft ausschließlich über mobile Daten oder deine aktuelle WiFi-Verbindung. Daher kosten die Nachrichten auch nichts, im Unterschied zu SMS und MMS. Wobei SMS mittlerweile in den meisten Verträgen mitgeschenkt werden, MMS aber immer noch an die zwei Euro in der kleinsten Stufe kosten. Und entsprechend nicht Bilder in Originalgröße versenden. Oder Sprachnachrichten. Oder GIF-Emojies, wer auch immer so was benötigt.
Und Google ist wohl die Tage aufgefallen, dass sie hier schon lange nicht mehr tätig waren und so haben sie eine neue Version der Messages-Apps und den Funktionen von RCS angekündigt, die, wenn sie kommen und funktionieren, problemlos WhatsApp überflüssig machen können!
WhatsApp ablösen, wirklich?
Der größte Nachteil unserer Messenger-Apps ist: Es gibt nicht einen für alles. Was auch nicht klappen würde, da sonst gleich eine Kartellbehörde mit Zerschlagung – zu Recht! – drohen würde.
Wenn du nun bei WhatsApp bist, entgehen dir alle deine Freunde und sonstige Kontakte, die sich für Telegram oder Signal oder all die weiteren Dienste entschieden haben. Und nach jedem publik gewordenen Sicherheitsbruch oder Datenverlust oder einfach nur Hack bei Facebook beginnt die Völkerwanderung, weg von WhatApp und hin zu einem der vorgenannten Dienste. Und schon wieder sind deine Freunde, nicht alle, aber eben ein Teil, in einem Messanger-Universum, in das du vielleicht gar nicht extra wegen des einen oder den zwei Kontakten noch ein Konto anlegen möchtest.
Und nun die Frage von der Einleitung: Was ist für alles der kleine gemeinsame Nenner, der auf jedem Mobiltelefon funktioniert? Genau, SMS!
Und deshalb ist, auch wenn wir die komplette Apple-Community für den Moment noch ausklammern müssen, SMS und erst recht der Nachfolger RCS so interessant: keine Suche mehr, wo dein Kontakt einen Dienst nutzt, er muss lediglich in seiner SMS-App RCS aktivieren und ist ab sofort kostenfrei für Bilder, Videos und allerlei sonstigen Schmarrn dankbar, den ihr einander und kostenfrei schicken könnt.
In der Beta-Version der neuesten Google Message-App kann ich Stand 21.01.2024 bereits Nachrichten, soweit ich das sehe, in fast unbegrenzter Länge senden. Und diese mit Bildern und Videos anreichern. Dann gibt es noch GIFs, Sticker, Dateiversand, Standort-Übermittlung, Kontakt-Weiterleitung und das Planen von zeitversetztem Versand deiner Nachricht(en).
Und dann noch die Fotomoji, mit denen du aus jedem deiner Bilder ein emoji als Reaktion verschicken kannst. Und EMojis, GIFs zu diversen Schlagwörtern und Sticker.
Sollte dich jetzt der technische Hintergrund interessieren, besuche doch einfach mal Wikipedia – so tief wollte ich gar nicht einsteigen, sondern mehr die Verfügbarkeit und die Leichtigkeit des „Dienstes“ in den Mittelpunkt rücken!
Es begann alles mit einer Spam-SMS, Entschuldigung, Spam-RCS
Seitdem die Pixel-Telefone die Messages-App haben und diese RCS als Funktion hat, habe ich wahlweise die Telekom oder ihre Töchter genervt, um hier endlich eine Nutzung starten zu können. Die Aussagen könnten unterschiedlicher nicht sein: Die Telekom hat mir in einem Telefonat sogar mitgeteilt, dass man im Jahr 2021 RCS bereits wieder eingestellt hätte. Dabei haben sie ganze Seiten mit Anleitungen für Pixel und Samsung im Angebot, wie man diesen „Chat-Dienst“ aktiviert!
Ich habe jetzt kein Samsung-Telefon mehr, um zu ergründen, ob es hier mit der hauseigenen SMS-App auch tadellos funktioniert – wir können das gerne klein-klein ausprobieren, falls du ein Samsung hast und RCS aktiv ist…!
Auch Congstar, mein neuer Mobilfunkprovider, hat RCS. Allerdings ist die Faktenlage auf die Webseiten beschränkt. Wenn nun so jemand wie ich um die Ecke kommt und sagt, ich habe es aktiviert, aber es geht nicht, ist schnell die Luft raus.
Tja… bis ich eine Spam-Nachricht bekommen habe – mein erster RCS-Chat!
Auch wenn ich mich nicht eine Sekunde bremsen musste, um nicht zurückzuchaten – das wäre nicht nett geworden.
Damit hatte ich Witterung aufgenommen. Es geht! Aber, warum kann ich dann keine RCS verschicken? Ein Anruf bei Congstar brachte zumindest den Hinweis, dass das Handy wahlweise in WiFi oder mit mobilen Daten laufen muss, dass RCS funktioniert. Beides getestet – kein RCS.
Bis mir eine Idee kam: Ich blätterte mein Telefonbuch durch und suchte nach einem Technik-Nerd.
Erster Klick, ein Volltreffer
Und, siehe da, den Ersten, den ich anklickte und von dem ich es nie erwartet hatte, hatte ebenfalls RCS aktiviert. Also, mit schweißgebadeten und zitternden Fingern eine Nachricht geschickt – und verschickt.
Schickt von Google, dass die Hintergrundfarben bei einem RCS nicht die Standard-Einstellungsfarben haben, sondern in diversen bunten Farben von links oben bis rechts unten durchgehend klarmachen: Alter, du nutzt RCS!
Also, nächster Versuch, im Telefonbuch jemand zu finden, der dies nutzen könnte. Und auch der zweite Versuch, ein Treffer. Auch hier setzte ich eine Nachricht ab.
Dann dauerte es ein wenig, bis zum nächsten Treffer. Da wir uns dann gleich noch über die letzten Jahre auf Stand brachten und mir ein Bild geschickt wurde, war ich hier nicht der Erste, der mit meinem Kontakt auf RCS Dinge austauschte.
Und ich suchte weiter. Habe die Suche dann auch auf den Typ „eher nicht Nerd“ ausgeweitet und wieder Kontakte mit RCS gefunden – hier aber auch keine Nachrichten mehr versendet. Wenn du nun RCS „on“ hast und ich deine Nummer habe, nicht böse sein, wahrscheinlich bin ich in meinem Telefonbuch gar nicht mehr bis zu deinem Namen durchgedrungen – schreib mir also gerne, dann bomben wir uns mit den Funktionen von RCS weg!
Meine Erfahrungen über die ersten Chats
Wenn man geprüft hat, dass RCS „on“ ist und man das magisch-grün-gefärbte Wort „verbunden“ sieht, kann es sofort los gehen. Sofort, nachdem man einem ebenfalls RCS aktivierten Kontakt in seinem Telefonbuch findet.
Das war aber auch die schwerste Hürde, der Rest erschließt sich, je nach Handyhersteller, durch die Nutzung.
Ich kann problemlos Text verschicken. Mehr als die 160 Zeichen einer SMS, auch wenn diese dann als mehrere SMS verschickt wird. Schafft die RCS einfach so in einem.
Auf dem Pixel-Telefon hat Google wieder ein wenig sinnlose KI verbaut, ich kann also Nachrichten eingeben und sie mir vom Praktikanten, der auch Bart am Leben erhält, überarbeiten und „aufhübschen“ lassen. Wie toll!
Auch geht der Versand von Bildern und Videos. Und hier kommt der große RCS-Vorteil: Egal, ob du in einem WiFi bist oder eben mit mobilen Daten, mehr als die Übertragung der gesamten Nachricht „zahlst“ du nicht. Und zahlen ist hier nicht die richtige Wortwahl, weil die Übertragung aus deinem monatlichen (Inklusiv-)Volumen genommen wird.
Gleiches gilt übrigens für Sprachnachrichten. Auf meinem Pixel 7a scheint die Länge hier limitiert zu sein, meine Laber-Versuche im Freundeskreis wurden mit einer Fehlermeldung quittiert und nicht übertragen. Und schlimmer: sie gehen dann verloren! Finde ich kacke, da hat jemand bei Google nicht mitgedacht. Ohne Worte!
Aber, Teilerfolg: ich konnte schon Sprüche bis 20 Sekunden problemlos versenden. Ebenfalls kostenfrei!
Und wer es wirklich provozieren will, verschickt eine hochaufgelöste Video-Datei. Auch die kostet dich nur die Datenmenge für den Verbrauch durch den Versand. Kein Herunterrechnen in Qualität und Zwangs-Abbruch der „Dateilänge“ nach 10, 20 oder 30 Sekunden, wie bei einer im Vergleich hierzu teuren MMS.
Dann gibt es noch die ganzen Schweinereien mit GIF-Dateien, Stickern, deinem aktuellen Standort und Kontakte, die du verschicken kannst. Und auch hier, Inklusiv-Volumen und sonst keine Kosten!
Und besonders nett, wenn man heute den Geburtstag im Kalender für nächste Woche sieht. Schnell eine Nachricht getippt und per „später senden“ passend zu Tag und Uhrzeit gratulieren – mit Bild, Sprachnachricht und Emoji! Da schlägt des Nerds Herz doch eindeutig höher, was?!
Schön, aber ich habe Anmerkungen
Nicht schlecht, was Google daraus macht und was sie aktuell in ihre Messages-App so an Funktionen schrauben. Ich hoffe nur, dass es nicht wieder ein Projekt wird, dass in ein paar Wochen noch nicht mal mehr mit Updates versorgt wird und dann nach Monaten sang- und klanglos stirbt.
Aber mich treiben weitere Dinge um:
Muss ich wirklich meine Kontakte einzeln durchklicken, um zu ergründen, mit wem ich RCS machen kann? Wäre es nicht schön, das auf meinem Pixel gezeigte Sprechblasensymbol in der Liste der Message-App direkt in die Kontakte zu bringen? Sodass ich direkt am Profilbild erkenne, wer RCS aktiv hat und ich so mit nur einem Klick eine Konversation starten kann? Das muss doch leichter gehen, als nur über den manuellen Umweg, aus Messages heraus eine neue Konversation zu starten, um dann erst zu sehen, was geht – oder eben nicht.
Auch würde ich, da ich nun die Leichtigkeit des RCS entdeckt habe, mir noch mehr Werbung von den Mitspielern wünschen. Ein TV-Spot von Google, der das kurz und poppig erklärt, würde die Nutzung über Nacht in ungeahnte Höhen treiben und Facebooks WhatsApp und so manch anderem Messanger den einen oder anderen Nutzer entreißen. Aber bis auf die pflichtschuldigen Webseiten der Mobilfunkanbieter, sofern sie gedenken, hier mitzumachen, ist nichts zu finden.
Wenn mir jemand vor einem halben Jahr gesagt hätte: Du bist „verbunden“, jetzt suche in deinem Telefonbuch deine Kontakte durch, ob auch andere RCS nutzen – weil es keinen anderen Weg aktuell gibt, wäre ich schon viel früher begeistert mit diesem Blogpost bekommen!
Und, und der Punkt musste kommen: macht es Plattform-übergreifend.
Letzten Endes ist das, was Apple als hauseigenen Messenger verwendet, auch nicht weit weg von dem, was RCS kann. Aber ich glaube nicht, dass Apple im Falle steigender Nutzerzahlen auf Android plötzlich seinen Messenger bzw. seine SMS-App soweit aufbohren wird, dass wir alle auf einem Standard miteinander per RCS – und vor allem problemlos, ohne, dass nur die Techies hiermit umgehen können – kommunizieren können. Aber genau das sollte es sein, wir haben nun einen Standard, also lasst ihn uns gefälligst nutzen!
Probiert es unbedingt aus!
Mehr kann ich euch nicht raten. Samsung und Google sind schon ganz vorn dabei! Es macht Spaß, bringt Funktionen mit, mit denen WhatsApp seit Jahren den Markt dominiert – und im Hintergrund munter Daten absaugt und Werbe-Personas bespielt. Und bei RCS ist niemand in der Mitte und liest mit. Es ist eine direkte und verschlüsselte Ende-zu-Ende-Verbindung mit deinem Tipp-Partner in der RCS-Nachricht. Geheimdienste und Telekommunikationsanbieter ausgeschlossen, wenn ich raten sollte. Aber, die lesen, neben Meta-Facebook, wie bei WhatsApp auch mit, so werdet ihr wenigstens die Werbedatenkrake Facebook-Meta los.
Und allein dafür sollte sich ein umfangreiches Ausprobieren und den (Android-)Freundeskreis für RCS zu begeistern doch lohnen, oder?
Ich wünsche euch viel Spaß mit RCS-Nachrichten auf euren Androiden!
Meinen Podcast abonnieren: | direkt | iTunes | Spotify | Google | amazon
STOLZ PRODUZIERT UND AUFGENOMMEN MIT ULTRASCHALL5!
Eine Antwort auf „293 Wusstest du, dass dein Android-Handy einen SMS-Nachfolger hat, der WhatsApp-Funktionalitäten bietet ohne einen sammelwütigen Anbieter in der Mitte – und das alles für komplett laut?“