272 Fernwärme soll uns also alle retten? Tja, wer keinen Keller braucht und auch mal mit knapp 50 Grad warmen Wasser zufrieden ist, möge den Quatsch glauben!

Es gibt Umzüge, die einfach nur der Einfalt mancher Wünsche entstehen. Aber, jedes Schlechte hat nun auch seine gute Seite, so kam ich in die Erfahrung, wie schnell und wie einfach ein erneuter Umzug sein kann, auch mit reinen „Bordmitteln“. Und, noch eine Erkenntnis mehr, dass Fernwärme weder die Welt noch die angeschlossenen Haushalte retten, geschweige denn, zufriedenstellen wird. Wieso? Weil Wärme nicht weiß, dass Habeck und die Grünen sie zur Weltrettung vorgesehen haben. Was Fernwärme aber weiß ist, dass die Befürworter wohl noch nie in einem von Fernwärme versorgten Haus gewohnt haben. Tja, die vielfach fehlende Bürgernähe eben… daher, auch wenn Murphys Gesetz, dass immer die dümmsten Ideen umgesetzt werden, schon umgesetzt wurde, ein kleiner Erfahrungsbericht – übrigens auch dank eines Besuchs des Heizkraftwerks.

Romantische Fernwärme bei Nacht, so schön - und für wieviel Strom, eigentlich? / Bild-/Quelle: ibdnhubzs.de
Romantische Fernwärme bei Nacht, so schön – und für wieviel Strom, eigentlich? / Bild-/Quelle: ibdnhubzs.de
Podcast-Episode direkt im Blog anhören – oder auf der Plattform deiner Wahl kostenfrei abonnieren!

Ach ja, ich denke wehmütig zurück, war doch die Zeit in meiner Wohnung in Erlangen von all den vielen Städten, in denen ich, nachdem ich auszog, um die Welt zu unterwerfen, doch einer der schönsten Aufenthalte. Das liegt zum einen an der fränkischen Mentalität und somit auch der Sproch, andererseits an der doch wunderschönen Hugenottenstadt.

Aber Erlangen hat auch so seine Eigenheiten: Das Outlet in Herzogenaurach, zwischen Puma und Adidas. Eine der ersten Ladesäulen direkt hinter dem Rathaus, die über Nacht kostenpflichtig wurden. Und natürlich die Stadtwerke, die prominent „hinter“ dem Hauptbahnhof ihren Verbrennungsturm zwischen Friedhof und Erlangen Arcarden in den Himmel gezogen haben. Und von hier, laut eigener Aussage, „fertige Wärme“ (…) „in Form von Heizwasser direkt“ zu den Kunden liefert. Hierbei „über 1.660 Wohneinheiten, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die an unser über 100 km langes Leitungsnetz angeschlossen sind“ versorgen.

Könnte man meinen, „Almächnd‘ na Steve, des ist doch a Hausnummer, was du scho wieda für a Gschmarri verzählst“ sagen.
Das ist die eine Seite der G’schicht, die andere, was auch immer durch den Schornstein jagt, muss vorher verbrannt worden sein.

Zu meiner Zeit in Erlangen war es noch eine Mischung aus Steinkohle und Gas, wobei die Steinkohle zu Beginn des Jahres 2018 aus dem „Strom-Warmwasser-Mix“ entfernt wurde und nur noch auf Gas gesetzt wurde.

Also auch hier: Wir verbrennen einen fossilen Rohstoff, um Wärme zu erzeugen. Und noch dazu einen, den wir nicht im eigenen Land haben, sondern importieren müssen.

Aber das will ich an sich nicht verurteilen. Ich fand auch die Führung im Zuge einer „Langen Nacht der Wissenschaften“ quasi „im Turm“ echt spannend. Weniger spannend allerdings die Aussage, dass das Warmwasser mit 98 Grad eingespeist wird.

Dank einer Fehlentscheidung wohnte ich damals im Radius von keinen zwei Kilometern von der Einspeisestelle. Und ich hatte mich schon nach dem Einzug immer wieder gewundert, warum das Wasser im Haus bei vollem geöffneten Ventil zwar „heißes“ Wasser kam, aber bis auf die Hochsommerwochen das „panische Wegzucken“ unterbliebt.

Eine Messung brachte mit Klarheit: von den 98 Grad blieben nur noch gute 50 Grad, die aus der Leitung kamen. Quasi 50 Prozent Verlust auf der Strecke. Da frage ich mich, wie das, laut der Beschreibung der ESTW, der Erlanger Stadtwerke, bei 100 Kilometer Leitungsnetz beim Entferntesten aus der Leitung tropft – sind da noch 30 Grad drin?

Google Maps Satelittenaufnahme der Erlanger Stadtwerke ESTW / Bild-/Quelle: google.com/maps
Google Maps Satelittenaufnahme der Erlanger Stadtwerke ESTW / Bild-/Quelle: google.com/maps

Und man muss hierbei auch die andere Seite betrachten: Aus Gründen, die ich damals mit Kenntnisnahme schon nicht verstanden hatte, ist mir bis heute unklar, warum ein Fernwärmeanschluss eine Unterkellerung des Gebäudes nicht erlaubt.

Das heißt natürlich, dass gerade in einem Haus benötigte Fläche, vom Waschkeller hin zum Hobbykeller oder auch einfach nur einer Abstellfläche fehlen.

Wenn man das nun alles gegenüberstellt, kommt ein weiterer Punkt hinzu: Lässt sich Fernwärme überhaupt und überall realisieren? Wohl eher nur in Ballungsräumen.
Und, viel spannender, was unsere Politik wahrscheinlich im Wärmepumpenrausch auch nicht weiter betrachtet hat: kann es denn in bestehende Gebäude problemlos nachgerüstet werden?

Das Internet sagt zu meiner letzten Frage, dass eine Nachrüstung definitiv möglich sei, zu Kosten zwischen 5.000 und 15.000 €. Hierbei wird eine Fernwärmeübergabestation sowie der Anschluss an das Fernwärmenetz umgesetzt – und freundlicherweise die Entsorgung der alten Heizungsanlage übernommen, welche „damals“ sicherlich auch um die 15.000 gekostet haben dürfte. Das könnte also, je nach Kosten für die Nachrüstung günstiger kommen, als weiterhin eine eigene Heizung im Keller stehen zu haben. Und, so wie sich das anhört, geht bei der Nachrüstung nicht die komplette Kellerfläche drauf.

Was mich aber immer noch stört, sind die Reibungsverluste. Ja, es ist ein wenig her, seit meinem Kurzausflug zur Fernwärme. Aber im zwei-Kilometer-Radius 50 % Verlust, das musste ich damals sportlich nehmen. Und um DAS nachzurechnen, ob hier eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Sinn ergibt und wie viele Anschlüsse es braucht und bis zu welchem Preis Gas hier verfeuert werden kann, möge jemand anders ausrechnen. Apropos Gas: Bei steigenden Preisen, die es dank zuverlässigen Lieferanten aus dem Nahen Osten, wohl dauerhaft geben wird, macht die Sache ansatzweise Sinn.
Aber lass da mal einen Krieg ausbrechen, schon steht man da und kriegt die Fernwärme nicht einfach gegen was Modernes und technologisch sinnvolles getauscht, wie zum Beispiel eine Wärmepumpe…

Aber ich sollte nicht so schwarz sehen, schließlich läuft die H2-Produktion erst ganz am Anfang, aber schon mit reichlichen Erfolgen, in riesen Schritten an. Und davon abgesehen, dass wir aktuell hier die gleichen Fehler wie mit Öl machen. Nämlich eine Umwandlung eines Rohstoffes unter maximalem Energieeinsatz, um diesen mit dem veredelten Produkt langstreckentauglich um die Welt zu verschiffen oder mit Tanklastwagen auf die Straßennetze loszulassen, ist definitiv ein praktikabler Weg, bei maroden Stromnetzen. Was für ein Glück, dass ich über das Hochtechnologieland Deutschland rede.

Und, mal ganz ehrlich: 50 Grad warmes Wasser ist schließlich warm. Und wenn die Politik hier nur unser allerbestes im Blick hat und Klientelprogramme auszuschließen sind, wird wohl in ein paar Jahren der Winter uns alle, wie früher, mit Schnee ab Oktober bis mindestens Ende März erfreuen. Das würde, wenn ich den Songtext richtig im Kopf habe, auch den alten Rudi Carrell erfreuen – und damit ist der deutschen Seele doch genug Gutes getan!

Wenn mir abschließend noch ein Gedanke erlaubt sei: Warum verkauft ein führendes Unternehmen seine komplette Wärmepumpensparte gerade jetzt über Nacht und mit welcher Temperatur wir verbrennender Wasserstoff Wasser durch die Fernwärmenetze liefern? Ach, ich hätte noch so viele Fragen, auch an Habeck, Scholz und Lindner…


Meinen Podcast abonnieren: | direkt | iTunes | Spotify | Google | amazon
STOLZ PRODUZIERT UND AUFGENOMMEN MIT ULTRASCHALL5!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner