Wow, wie die Zeit verfliegt. Schon wieder sind ein paar Wochen rum – neues Quartal, neues E-Auto-Glück! Und ja, es war wieder Bewegung im Markt! Aber das Thema, dass uns diesmal beschäftigen wird, sind die Tesla-Files. Über 100 Gigabyte Daten, die dem Handelsblatt zugespielt wurden. Es gibt erschreckende Einblicke in fehlerhafte Systeme, ignorante Firmenlenker und viele gebrochene Zusagen und auch einen erschreckenden Einblick in „Kundenservice“ – wen man den bei Tesla so nennen möchte. Ganz wichtig übrigens, weil wir gerade von Kundenservice reden, auch die Reaktion von Musk und Tesla an sich: mit Anwalt drohen, sonst auf nichts reagieren. Wer hier einen Blick hineinwirft, sollte sich wirklich fragen, wie Tesla eine Straßenzulassung für seine Modelle erhalten hat – und wie bescheiden es um das Cybertruck-Fiasko aktuell steht.
Das Handelsblatt hat über sechs Monate mit einem zwölfköpfigen Team zuerst die Echtheit und dann die Inhalte und Mengen der 100 Gigabyte ausgewertet. Dazu ein großes Lob von meiner Seite.
Erschreckend, was hierbei rauskam – und das sollen die E-Auto-News für heute sein! Mal sehen, wer nach dem Lesen seine Meinung zu Tesla vielleicht auch grundlegend überdenkt!
Wer es nicht in meinem Blog und Pod nachlesen möchte, hier die aus meiner Sicht wichtigsten Artikel (wohl alle hinter der Paywall außer *):
- Die Recherchen
- Warum das HB es veröffentlicht hat
- „Mein Autopilot hat mich fast umgebracht“
- Schweres autonomes Fahren
- Datenschutzverstoß*
- Cybertruck Fiasko
- Mein Fazit
Die Recherchen
1.388 PDF-Dokumente, 1.015 Excel-Tabellen und 213 Powerpoints, die ein Mitarbeiter mit seiner normalen 08:15-Kennung aus dem internen Projektmanagement-Tool namens Jira von Atlassian ziehen konnte. Über Wochen und Monate hinweg, keiner hat es gemerkt. Auch nicht, dass tausende Beschwerden der Kunden über ihren Tesla und den bockigen bzw. in einigen Tickets auch gefährlich beschriebenen Autopiloten, der bremst und Gas gibt, wann er wohl gerade will. Hier ist auch das herrschaftliche Gebaren von Musk, Sensoren einfach ab heute durch KI und Kamerabilder zu tauschen.
Klar, dass Tesla versucht, hier alle Register zu ziehen, um zu retten, was zu retten ist. Allerdings hat ein Insider bei der brandenburgischen Datenschutzbehörde schon Alarm ausgelöst. Und diese hat verstanden und ermittelt nun, wie erst der Datenschutz bei Tesla genommen wird. Da auch Kundendaten des Kundendiensts offen liegen, kann man prüfen, ob eigene und private Daten offengelegt wurden und somit von Musk und Tesla nicht wie von der DSGVO vorgeschrieben geschützt wurden. Was ein weiteres Problem für Musk und Tesla darstellen dürfte und wahrscheinlich in ein rekordverdächtiges Bußgeld führen wird.
Dem Aufruf von Tesla, die Daten zu löschen und zuvor eine Kopie an Tesla zu geben, verweigert sich das HB bis heute – aus meiner Sicht zurecht. Schade, dass außer mir wohl niemand die Aufforderung Teslas, die Unterlagen „in Kopie“ zu übersenden, weiter aufgegriffen hat – schließlich beweist das für mich nur, dass der Laden bis heute keine Übersicht hat, was ihm wirklich gestohlen wurde. Oder er weiß es und möchte nur sicherstellen, dass die vielleicht schlimmsten Sachen, die fehlen, eben noch nicht veröffentlicht wurden. Wer weiß das schon… nun wendet sich das Blatt gegen Tesla.
Warum das Handelsblatt die Daten und Inhalte daraus veröffentlicht hat
Natürlich hat Tesla E-Mobilität erst salonfähig gemacht, während unsere deutschen Automobilhersteller immer noch am Verbrenner hängen und auf ein schnelles Revival hoffen. Allerdings scheint Tesla und somit auch Musk hier lieber seine eigenen Wege und „Gesetze“ zu haben, an die man sich halten möchte. Allein um hier einen Einblick hinter die immer so schillernden Fassaden und auch die in den wenigsten Fällen gehaltenen Aussagen von Musk und dem davon ausgehenden Gefährdungspotential blicken zu können, kann ich verstehen, wieso das Handelsblatt hier auf „Veröffentlichen“ geklickt hat. Und dann eben noch der etwas zu laxe Umgang mit den Daten der Mitarbeiter.
Für mich kam, vom ersten und letzten Interesse an einem Tesla kurz nach Erscheinen des Modell S und der unverschämten Preispolitik ohnehin weder ein neidvoller noch schadenfroher Blick auf Tesla mehr infrage. Aber nachdem ich die Enthüllungen des Handelsblatts, den Leichtsinn und das kalkulierte Risiko, den Kunden als Versuchskaninchen in die Autos zu setzen, wissen, dass nicht alles klappt und funktioniert , gelesen habe, bestätigt sich meine bisherige Meinung: Kein Tesla muss her!
„Mein Autopilot hat mich fast umgebracht“
Musk hatte in 2022 den funktionierenden Autopiloten als Voraussetzung proklamiert, dass Tesla sein Geld wert wäre. Nun, fast ein Jahr später, häufen sich weiterhin die Beschwerden darüber, dass der Autopilot nicht fehlerfrei funktioniert. Klar, ich kenne es aus dem Superb und auch jetzt aus dem ENYAQ, dass er mal bremst, wo nichts ist, die Steuerung mal nach rechts in die Leitplanke zieht, obwohl die Markierungen der Straße bestens sichtbar sind. Mir hat aber auch keiner erzählt, dass es sich hierbei um ein finales Produkt, welches mich autonom von a nach b fährt, handelt. Und, um es zu betonen: Einzig Mercedes hat es in diesen Tagen geschafft, die Zulassung Level 3 des autonomen Fahrens offiziell in Kalifornien zu bekommen – hier hat Telsa: nichts!
Andererseits ermittelt die US-Verkehrsbehörde NHTSA. Zahlreiche Gerichtsverfahren beschäftigen sich mit Teslas Fahrassistenz. Auch in den Tesla-Files, zahllose vertrauliche Dokumente zu Unfällen mit dem Autopiloten. Aber auch hier spielt Tesla die Bedeutung des Datenbruchs runter. Es solle ein „verärgerter ehemaliger Mitarbeiter“ sein, der „vor dem Ausscheiden seinen Zugang als Servicetechniker missbraucht hat“. Aha. Bei wie viel Terabyte an Daten, für die der Mitarbeiter mehrere Wochen mit Festplatten bewaffnet ein und aus gegangen sein müsste?
Tesla hat intern die Maxime, den Kunden ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten. Dazu kann ich nur sagen, mit Blick auf social media: Daran arbeitet eine Army von Influencern Tag und Nacht daran. Tausende Beschwerden von Kunden belegen indes das Gegenteil. Kunden schildern plötzliches bremsen des Autopiloten oder abruptes beschleunigen. Nicht jedem ist dabei was passiert, außer der Schrecken. Einige haben den Wagen so in den Graben gesetzt, andere fuhren gegen Wände oder erwischten entgegenkommende Fahrzeuge.
Dazu geben Tabellen aus Teslas „Toobox“-System Auskunft. Hier findet die Kommunikation zwischen Kunde und Tesla statt. Hier werden aber nicht nur die Zwischenfälle dokumentiert, sondern auch Diagnose- und Reparaturvorgänge.
Jede Liste trägt hierbei einen Code, zum Beispiel beschwerten sich Namen auf der Liste „27973“, dass der Autopilot ungewollt beschleunigt hat. 26977 schildert Fälle, in denen der Kunde Kollision oder Unfall meldet.
Das Handelsblatt listet hier detaillierte Gespräche und Rechercheergebnisse aus diesen Daten aus, zum Beispiel mit einem Fahrer, der in zehn Monaten duzende Fehlbremsungen hatte. Seit zehn Jahren Stammkunde, sein neuer Tesla mache ihn aber nervös: Sein Tesla habe auf der schweizerischen Autobahn nach einem Überholvorgang eine Vollbremsung vorgenommen, „dass einem angst und bange wird“. Auch ein Expad von Bosch erlebte ähnliches in den USA auf dem Highway M14. Die Vollbremsung war so hart, dass er in den Sicherheitsgurt gedrückt wurde und das Wagen fast zum Stehen kam. Dann prallte ein anderes Auto von hinten auf.
Und bevor die Fan-Boy-Mannschaft sich nun auf mich stürzt: in der „Datenbank“ sind auch etliche Fälle aus Deutschland aufgeführt. Ein Kunde habe dank seines Tesla die Mittelleitplanke angefahren. Grund: eine Vollbremsung des Wagens. Anderer Kundendiensteintrag: „Fährt in Gegenverkehr“.
2014 prognostizierte Musk, dass wir in fünf oder sechs Jahren alle autonom fahren. Das wäre dann das Jahr 2020 gewesen. Und? Nix! 2016 schwadronierte Musk, dass autonome Fahren sei „im Wesentlichen ein gelöstes Problem“. 2019, bei seiner Werbeveranstaltung des „Tesla Autonomy Investor Day“ meinte er, es „sei finanzieller Wahnsinn, etwas anderes als einen Tesla zu kaufen“ und führte weiter aus, es wäre so, als sich ein Pferd zu kaufen. „Wahrscheinlich bauen wir in zwei Jahren Autos ohne Lenkrad und Pedale“. Pustekuchen!
Im April 2023 bei den Geschäftszahlen brach der Nettogewinn zum Vorjahr um 24 Prozent ein, so das Handelsblatt. Und Musk belog wieder alle Anwesenden, in dem er volle Autonomie noch dieses Jahr, ja, 2023, versprach. Da komme ich aus dem Lachen nicht raus.
Einer der echten Gründer von Tesla, Martin Eberhard, hält es für gefährlich, ein autonomes Fahrzeug auf die Straße zu lassen, ehe es zu 100 Prozent verlässlich ist. Auch Apple-Mitgründer Wozniak ist enttäuscht, von den unerfüllten Versprechungen Musks. Er habe ihm, also Musk, tatsächlich geblaubt, dass es, also Tesla, Ende 2016 selbstständig durch die Lande fahren. Woz: „Es ist nicht einmal annähernd realistisch!“.
Und dann gibt es das „The Dawn Project“, dessen Super Bowl Werbung wir bereits hier in den E-Auto-News hatten. Ich habe damals relativiert, nach Sichtung des Spots, und gesagt, dass hier ganz klar Situationen aufgebaut wurden, in denen ein Tesla, ebenso wie andere Autos auch, versagen würden, nein, müssten. Nach Lektüre der Tesla-Files möchte ich korrigieren: Tesla hat die Kinder und sonstige Hindernisse nicht oder fehlerhaft „erkannt“ und daher ungebremst über den Haufen gefahren.
Indes häufen sich in den USA auch die Unfälle mit Todesfolgen. Zum Beispiel, weil ein Tesla mit 119 km/h über die Kreuzung schoss und auf ein Fahrzeug prallte. So geschehen am 19.12.2019 in einem Vorort von L.A.
Nachweislich fuhr dieser Tesla mit Autopilot. Er bremste weder an der roten Ampel, noch erkannte er das andere Fahrzeug. Beide Autos schleuderten meterweit über die Kreuzung. Auch gibt es im Artikel des Handelsblatts ein Foto einer Massenkarambolage, wegen eines Teslas, der eine Vollbremsung hingelegt hat.
Aber auch Gerichte in Alameda, San Francisco und Santa Clara befassen sich mit mutmaßlichem Versagen des Autopiloten. Etwa des Model 3, das am 12.08.2020 mit 183 km/h in Saratoga über eine Ampel fuhr und einen Toyota Tundra rammte. Unfassbar, dass hier so viel Technologievertrauen vorliegt, dass man innerorts bei so hohen Geschwindigkeiten nicht doch einmal eingreift – erst recht in einem Tesla!
Mittlerweile ist hier auch das NTSB eingeschaltet.
Telsa wertet jeden Unfall aus, stolz steht auf der Webseite, dass das Unternehmen „mehr als neun Milliarden mit eingeschaltetem Autopiloten gefahrene Kilometer“ nutzt, um verschiedenen Unfallarten zu verstehen“. Anscheinend „vergessen“ sie jedoch, den Kunden mitzuteilen, dass die Marketingversprechen weit ab der Realität sind und der Fahrer jederzeit eingreifen und die Situation in den Griff kriegen muss.
Die Tesla Files werfen hier Fragen auf. Warum fährt jemand auf den Standstreifen, um die Einstellungen des Autopilots abzufragen, kurz vor einem Unfall? Und warum dementiert Tesla solche und ähnliche Unfälle, sie hätten nichts mit dem Autopiloten zu tun, weil dieser abgeschaltet gewesen sei? Und inwieweit spielt Musk Unfälle dieser Art als „notwendiges Übel“ ab, während oder besser weil er praktizierender „Longtermism“-Anhänger ist? Wer, wie diese Anhänger, glaubt, dass in Zukunft noch viel mehr Menschen auf der Erde leben werden, legitimiert Endscheidungen, die in der Gegenwart fragwürdig entscheiden. Gegner sehen hier unter dem Deckmantel theoretischer Vorteile die in Kaufnahme extremer Opferzahlen in der heutigen Zeit.
Warten wir ab, was und wann die US-Behörden hier nun erste Ergebnisse vorlegen… immerhin führt Tesla die NHTSA-Statsistik der Unfälle mit selbstfahrenden Autos (Level 2 ADAS) in den USA an, im Faktor drei zum nächsten Unfallmarkenhersteller.
Auf Anordnung der NHTSA vom Februar 2023, auf über 362.000 Fahrzeuge ein FDS-Software aufzuspielen, um das Risiko von Unfällen zu vermeiden, erklärte Tesla, dass sie die Sorge der Behörde nicht teilen – entschieden sich dann aber für ein freiwilliges Update aus Gründen der Vorsicht. Auch in China muss Musk 1,1 Millionen Fahrzeugen ein Update verpassen. Das sind gut 97 Prozent aller Fahrzeuge. Laut chinesischen Angaben handelt es sich um einen Bremsdefekt. Der könnte zu unbeabsichtigten Beschleunigen führen, wenn der Fahrer an sich verlangsamen möchte. Parallel prüft das Bundesjustizministerium, ob Tesla oder Führungskräfte irreführend über die Fähigkeiten des Autopiloten geäußert haben. Hier könnte eine Tabelle aus den Tesla-Files unterstützen, aus Mai 2018. Ein Ingenieur listet anlässlich einer Fehleranalyse für seine Kollegen die Problembereiche auf. Zu den heikelsten zählten das unbeabsichtigte Bremsen und Beschleunigen der Fahrzeuge. Die Präsentation beinhaltet die Notiz, dass es „den sicheren Betrieb des Fahrzeuges“ beeinträchtige. Parallel dazu untersucht die NHTSA laut eigenen Aussagen in den USA seit Juni 830.000 Teslas.
Ich zitiere aus dem Handelsblatt hierzu: „Die Behörde weiß von 367 Unfällen, an denen zwischen Juli 2021 und Mai 2022 ein Auto mit aktiviertem Autopiloten beteiligt war. Bei knapp 70 Prozent davon war ein Fahrzeug von Tesla betroffen. Das Unternehmen von Elon Musk führte demnach die Unfallstatistik mit 273 Fällen an. Es folgten die japanischen Hersteller Honda mit 90 und Subaru mit zehn Fahrzeugen. Die NHTSA weist darauf hin, dass ihre Zahlen nicht vollständig sind, weil Meldungen der Fahrzeughalter fehlen. Zudem ist die Meldepflicht für Unternehmen relativ neu. Die Hersteller machten bei 98 Unfällen Angaben zu den Folgen. Bei elf Unfällen gab es insgesamt fünf Schwerverletzte und sechs Todesfälle. Tesla war in fünf der sechs tödlichen Unfälle verwickelt.“
Auch spannend aus den Tesla Files zu lesen, wie Tesla mit Kundenbeschwerden umgeht. Motto: „Möglichst wenig Angriffsfläche bieten“. Daher nur mündlich kommunizieren, keine schriftlichen Mails oder Texte versenden. Wenn Informationen rausgegeben werden, dann VERBAL. So soll seitens Tesla bestenfalls kommuniziert werden. Und meist mit hilfreichen Verweisen auf das Handbuch.
Das Rumschwadronieren von Musk auf Twitter ist hier ein Schlag in das Gesicht eines jeden Tesla-Kunden: „Wenn Sachen nicht schiefgehen, bist du nicht innovativ genug.“
Schweres autonomes Fahren
Wer kennt sie noch, die vielen Firmen und Versprechungen, die um das autonome Fahren buhlten? Google mit Waymo, zum Beispiel, die zum Schluss nicht müde wurden, uns allen per Videobeweis zu zeigen, dass sie eines der typischen US-Probleme mitgelös bekommen würden: die Rotlicht-Verstöße, die zu vielen Unfällen pro Jahr führen.
Oder das „Sammelbecken“ Argo AI. Google und UBER haben sich hier zusammengerafft, Ford sollte folgen. Auch VW stieg mit ein, vor acht Monaten wurde Arg AI aufgelöst. Es wurde im Bereich Robotaxis, was Ford wichtig war, kein Fortschritt erzielt.
McKindey hat ausgerechnet, dass zwischen 2010 und 2022 106 Milliarden Dollar in autonomes Fahren investiert wurde. Ohne nennenswerte Ergebnisse. Die Schätzung zu Level 3 liegt aktuell bei 2025, das ist eine Stufe über der aktuell in Deutschland verkauften Level 2 Unterstützungstechnik. Auch ist der Streit der Technologien zwischen Kamera und KI als auch Sensor noch nicht ausgetragen. Aktueller Stand: die KI ist noch zu schlecht, lässt sich zu leicht „ablenken“. Kameras haben vor allem in der Nacht schlechte Karten. Auch Schnee oder Regen ändern das Bild. Was also tun?
Es ist wenig verwunderlich, dass sich bisherige Robo-Taxi-Experimente immer auf sonnige Städte beschränkt hatten.
Mal sehen, wann die Kombi aus Lidar, Radar, KI und Kamera so weit ist, dass man sie in ihrer Kombination sicher einsetzten kann.
Datenschutzverstoß
Das Handelsblatt hat die ausgewerteten Informationen soweit aufbereitet, dass man über verschiedene Abfragen herausfinden kann, ob man selbst oder sein Auto von dem Datenleck bei Tesla betroffen ist. Der Link liegt NICHT hinter der Paywall!
Das Cybertruck Fiasko
Ein typischer Musk: Großer Auftritt, da stört das Publikum auch eine an sich unkaputtbare Scheibe nicht, die einfach bricht, wenn man einen Ball drauf wirft. Verfügbar quasi morgen, Mondpreise wie immer. Und viel Schwadronieren vom Erfinder der falschen und fehlerhaften Aussagen, Elon Musk. So sieht es aus, mit dem Cybertruck. Ob der noch kommen wird? Wahrscheinlich. Aber nicht zum angekündigten Preis und wohl auch nicht mit allen Funktionen. Und, wenn es so weitergeht, nicht in der gezeigten „Form“, im wahrsten Sinne.
Wired hat hier mit dem Handelsblatt die Telsa-Papers ausgewertet und zeichnet ein düsteres Bild: Der Wagen ist im Alpha-Entwicklungsstadium, der ist undicht, verursacht massiven Lärm im Inneren, lässt sich schlecht steuern und bremsen.
Der Bericht in den Tesla Papers trägt das Datum vom 25.01.2022 und listet 20 Seiten Messwerte und Testergebnisse auf. Die Bewertung orientiert sich an Ampelfarben: Erreicht grün, Verfehlungen in gelb oder rot.
Gelb und rot dominieren in dem Bericht. Bei einigen Mängeln wurde kommentiert, dass sie sich nur durch zusätzlichen Aufwand beheben lassen.
Lärm in der Kabine während Testfahrten, beim Einparken habe der Pick-up geruckelt, Klimaanlage in Betrieb lässt das Lenkrad ruckeln, bei Bremsmanövern und hoher Geschwindigkeit büßt das Fahrzeug an Stabilität ein.
Dabei sollte das 2014 präsentierte Fahrzeug längst in Serie auf den Markt verkauft werden. Noch in 2016 war er Bestandteil Musks Masterplan. 2018 twitterte er wirres Zeug über eine Enthüllung im nächsten Jahr – aber eines Prototyps.
Im Januar 2021 twitterte Elon erneut, dass Ende des Jahres erste Auslieferungen vorgenommen werden können. Dem war wohl nicht so.
Und trotz der Vorlage der gelb-tor-dominierten Fehlerübersicht musste Elon twittern, wie toll sein Ritt in dem Alpha-Versions-Fahrzeug in der Gigafabrik Texas gewesen sein muss. Dabei ist gerade das Design das größte Problem für Festigkeit. Aber ein Verdrehen um die Längsachse ist ein ernstes Problem, auch wenn das Fachwort dies nicht sofort erahnen lässt: Torsionssteifigkeit. So hat es auch der ehemalige Chefingenieur zum Ausdruck gebracht. Experten raten zu weiteren Verstrebungen, die aber Geld kosten und Gewicht erhöhen. Was auch zu Lasten der Reichweite geht.
Dabei sollte der Cybertruck Gewicht sparen durch drive-by-wire: keine komplizierte mechanische Technik mehr, die das Drehen des Lenkrads auf die Vorderachse bringt, nein, wie auch bei Airbus sollte der Impuls digital an die Achse gehen und umgesetzt werden. Blöd nur, dass der Cybertruck laut Tesla Papers hier Verzögerungen an den Tag gelt, die auch den Testfahrern Schmerzen bereiten. Angeblich reden wir über einen Bereich bis zu 50 Millisekunden – das fällt auf und gibt einem das Gefühl, den Wagen nicht kontrollieren bzw. nur mit ungewöhnlicher Verzögerung führen zu können.
Da sind Hinterräder, die sich nach außen drehen, wenn der Fahrer das Tempo drosselt, wohl noch das geringste Problem. Auch andere Chef aus der Branche bewerten das mutmaßliche Bremsverhalten für „besorgniserregend“.
Allerdings schüttelt einen das Fahrzeug beim Fahren durch „strukturiertes Schüttel“ kräftig durch. Daraus resultiert unstetes Verhalten bei mittlerer Geschwindigkeit. Schlaglöcher und kleine Hügel lassen die Vorderräder nach außen drehen. Hier muss wohl das Fahrwerk komplett neu konstruiert werden. Aber soweit wird es wohl gar nicht kommen, aktuell ist der Radsturz so hoch, dass die Reifen rasant verschleißen.
Dann die vielen Löcher, die konstruktivistisch nicht verschlossen werden können. Ein steter Quell frischen Wassers, ist das Absicht oder kann das weg? Und auch der Lärm, der sowohl fast ungehindert von außen eindringt und auch von innen gespiegelt wird – eine zusätzliche Belastung für den Fahrer. 21 potentielle Geräuschlecks benennt eine PowerPoint aus den Tesla Leaks. Nach Branchenstandarf SAE erhält der Cybertruck beim Bremsen Note 4 (schlecht), beim Lenken 5,5 (grenzwertig), ebenso beim Handling, beim Fahrerlebnis eine 5,75. Alles unter Teslas Zielwerten.
Schade, dass Elon sich im September 22 noch aus dem Fenster gelehnt hat, dass der Cybertruck nicht nur fahren, sondern auch schwimmen können soll. Seen und sogar Meere solle er überqueren. Elon hat nur vergessen zu sagen, dass er es am Meeresboden statt an der Wasseroberfläche hinbekommen möchte.
Zusätzlich nimmt die neue Pick-up-Konkurrenz im E-Segment Fahrt auf und könnte Musk hier unwiderruflich Marktanteile nehmen. Toyota, Rivian, GM, sie sind alle weiter als Tesla, das wohl auch in 2023 keinen E-Pickup verkaufen wird. Auch wenn Musk auf der Bühne der Hauptversammlung am 10.05.2023 wieder mal gelogen hat: Er will noch 2023 in diesem Jahr erste Modelle ausliefern.
Ich würde in ein solches weder einsteigen noch es vor, neben oder hinter mir im Straßenverkehr haben wollen – erst recht nicht, wenn der Autopilot aktiviert ist!
Mein Dank an das Handelsblatt für die akribische Aufarbeitung der Tesla-Papers. Für mich kam vorher schon kein Tesla infrage, auf Basis der durchgesickerten Informationen würde ich in eine Kiste dieses Herstellers aktuell nicht mehr einsteigen, geschweige denn am Verkehrsgeschehen teilnehmen – unabhängig davon, ob der Autopilot ak- oder deaktiviert ist.
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